Die dramatische Flucht der Heiligen Familie erscheint als idyllisch anmutende Szene, die unter himmlischem Schutz steht. Der bärtige Joseph führt, seinen Blick rückwärts gewandt, den getreuen Esel an der Leine. Im gestalterischen Duktus ergeben sich Anknüpfungspunkte zu dem um 1620 datierten, Leonhard Kern zugeschriebenen Alabasterrelief mit der Ruhe der hl. Familie nach der Flucht (Wien, Kunsthistorisches Museum, Kunstkammer). Auch hier findet man den Esel in klarer Profilstellung, schwebende Engelputten in kugeligen Wolkengebilden und Maria, die das fest eingewickelte Jesuskind zur Brust führt. Trotz erkennbarer Unterschiede im Detail zwischen dem Alabasterrelief in Wien und dem Elfenbeinrelief im Grünen Gewölbe lassen sich Ähnlichkeiten erkennen in der Komposition, in der Weichheit der plastischen Durchbildung und vor allem in der sensiblen Interpretation des innigen (heiligen) Familienverbundes, der fühlbar profane Züge trägt.