Kettikatgewebe aus dem Westen Borneos erreichten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Dresdener Museen, sie gehören bis heute zum hochgeschätzten Altbestand. In den vergangenen 30 Jahren kamen Textilien von den Desa-Dayak hinzu, die im Bezirk Sintang in Kalimantan Barat, einer der fünf indonesischen Provinzen auf der Insel Borneo, leben. Die zeitgenössischen, im Kettikat-Reservierungsverfahren gefärbten und vollständig von abstrakten und/oder figurativen Motiven bedeckten Baumwollstoffe sind Zeugnisse einer gelungenen Revitalisierung des Webens. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu einem tiefgreifenden Kulturwandel in Kalimantan Barat, der fast vollständig zur Aufgabe der arbeitsintensiven Kettikatweberei führte. Das Dresdener Museum leistete einen bescheidenen Beitrag im Prozess seiner Wiederaufnahme. Es stellte Fotografien seiner historischen Bestände als Anschauungsmaterial zur Verfügung, half beim Aufbau einer ersten Ausstellung in Sintang, nahm als Jury-Mitglied an den ersten Weberwettbewerben teil und organisierte mehrfach Verkaufsausstellungen zugunsten der Weberinnen. Vor 30 Jahren ist in Sintang die Webkooperative Jasa Menenun Mandiri (JMM) gegründet worden, der zunächst nur 5, inzwischen jedoch mehr als 1500 Weberinnen angehören.
Das Webgerät aus Sintang, ein Geschenk einer Textilspezialistin aus den Niederlanden, symbolisiert diese möglichen Interaktionen zwischen Museum und Herkunftsgemeinschaften. (PM, 2022)