Das kleine Gebinde besteht aus seidenumwickeltem Draht und irisierenden Käferflügeldecken. Carl Friedrich Pieschel (1821–1906) erwarb diese und weitere Gebinde aus Käferflügeln und auch Federn in Rio de Janeiro, wohin ihn wohl Reisen während seiner diplomatischen Mission Preußens in Mexiko (1851–1854) führten. In der Hauptstadt des Kaiserreiches Brasilien hatte in jenen Jahren die Fertigung von Accessoires aus exotischen Materialien für den europäischen Markt einen beachtlichen Umfang angenommen. Zwischen 1870 und 1890, insbesondere nach der Weltausstellung von 1873 in Wien, sollte sie ihren Höhepunkt erreichen. Waren diese bis in das 18. Jahrhundert hinein vor allem in höfischen Kreisen gefragt, wurden sie Mitte des 19. Jahrhunderts auch von bürgerlichen Schichten begehrt. Als Zentrum dieser "Fremdenindustrie" in Rio de Janeiro galt das französische Wohn- und Geschäftsviertel entlang der Rua do Ouvidor, wo in arbeitsteiligen Prozessen die zarten Gebilde aus Federn und Käferflügeln vor den Augen der Kundschaft entstanden. (MVD, Petra Martin)