Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 01152
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Dieses Objekt ist Teil der Kollektion des Projektes "Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo”: Link der Kollektionsseite.

Das hier sogenannte Kriegsgewand wurde aus weiß-blau gestreiftem leinwandbindigem Baumwollgewebe hergestellt. Auf der Vorder- und der Rückseite wurden im Brust- und Schulterbereich dreieckige Amulette aus braunem, weißem und rotem Fell, Leder und Wolle sowie Hörner bzw. Amulette, die mit Tierhaut und rotem Wollegewebe umwickelt wurden, appliziert. Auch im Innern des Gewandes wurden einzelne Amulette befestigt. Laut Katalogzettel handelt es sich um ein „Kriegsgewand. Stoff: Braungelb-dunkelgrau längsgestreift. Hinten und vorn je 13 Reihen Amulette. Volk: Mangu“. Mit „Mangu“ ist wahrscheinlich die Bevölkerungsgruppe der Tchokossi, die auch Anufo genannt wird und die damals mehrheitlich dem Islam angehörten, gemeint. Die Amulette stellen wahrscheinlich schützende Koranamulette dar, in die Suren eingenäht sein könnten. Die Hauptstadt des in Nordtogo dominierenden Tchokossi-Reiches, einer Monarchie, war Sansanné-Mango.
Laut Dr. Emery Patrick Effiboley handelt es sich um ein Baumwolltuch mit mehreren Amuletten, das als Kriegskleidung für Krieger diente, aber auch bei der Jagd verwendet wurde. Abgesehen von der Dekoration ist das Kostüm nicht nur im heutigen Burkina Faso, sondern auch in anderen Teilen Westafrikas zu sehen. Burkina Faso hat diesen Stoff zu einer "Nationaltracht" erklärt. Außerhalb des Landes tragen Burkiner oft diese Art von Stoff. Ein solches Tuch kann nicht einfach verschenkt werden, es sei denn, der Besitzer hat seine Entscheidungsgewalt verloren oder ist getauft worden und hat alle seine bisherigen Gegenstände und Schmuckstücke verschenkt. Laut Dr. Ohiniko M. Toffa gehören solche Kriegsanzüge Personen die Priester, Heiler oder Krieger sind. Bei den Tchokossi wird solche Kleidung üblicherweise bei bestimmten Zeremonien getragen.
Gaston Thierry (1866-1904) wurde im preußischen Militär ausgebildet und war zwischen 1896 und 1902 an mehr als 15 Militärfeldzügen in der deutschen Kolonie Togo beteiligt. Thierry war in Togo zunächst Assistent von Hans Gruner. Im Dezember 1896 wurde ihm die Stationsleitung in Sansanné-Mango übertragen. Anfang November 1897 entledigte sich Thierry dem Fémè, dem lokalen politischen und militärischen Anführer (in anderen Quellen als Tchokossi-König bezeichnet) Biema Asabiè (auch teils Nbema Sabie geschrieben), nachdem dieser sich laut Thierry angeblich geweigert hätte, die deutsche Oberhoheit anzuerkennen und bereits bestehende Verträge mit Großbritannien und Frankreich zu kündigen. Daraufhin durchsuchte er die Gemächer Biema Asabiès, wobei er sich potenziell die Gegenstände und Kleidung angeeignete. Den Widerstand der Bevölkerung ließ Thierry militärisch niederschlagen. Auch hier ist es wahrscheinlich, dass er die Waffen und Kleidung der Widerstandskämpfer plünderte. Anschließend veranlasste Thierry die „Wahl“ eines neuen, ihm loyalen Königs von Mango. Er ersetze auch den karamò (von Deutschen als Imam bezeichnet), den höchsten islamischen Würdenträger (Aguigah, LeGall, Wagne 2023).
Thierry war auf der Station Mango nach lokaler Tradition mit einer Frau der Fulfulbe namens Aba verheiratet (Sebald 2014). Durch diese hierarchische Beziehung hatte er wahrscheinlich zusätzlich leichteren Zugang zu Objekten. Es war auch nicht unüblich, dass sich Kolonisatoren untereinander Objekte schenkten, verkauften oder tauschten. Thierry unternahm aber vor allem Raubzüge zur persönlichen Bereicherung und verkaufte die sich angeeigneten Objekte an deutsche Museen.
Auch von Sansanné-Mango aus führte er zahlreiche Feldzüge gegen die umliegenden Bevölkerungen an, bei denen er sich potenziell weitere Besitztümer der Bevölkerung angeeignet haben könnte. Unter anderem aufgrund dieses Verhaltens wurde gegen Thierry eine interne Untersuchung eingeleitet und anschließend nach Kamerun versetzt. Selbst nach seinem Tod 1904 waren seine Kolonialverbrechen Thema im deutschen Parlament. (Künkler 2022, Lang und Nicklisch 2021, Sebald 1988; 2013; 2014)
Thierrys Kriegsbeute erreichte am 14.08.1899 das Berliner Museum für Völkerkunde (W. Homann & Co. an das Königliche Museum für Völkerkunde Berlin, 10.11.1899, Archiv des Berliner Ethnologischen Museums, I/MV 721, E 803/1899, Bl. 231). Die Gegenstände verblieben teils in Berlin oder wurden nach Stuttgart und Leipzig verkauft. Dem Leipziger Völkerkundemuseum verkaufte Thierry insgesamt 243 Objekte, von denen 18 als vermisst gelten. Das Kriegsgewand erwarb das Museum im Jahr 1900 von Gaston Thierry. (MVL, Marlena Barnstorf-Brandes, 29.05.2023)
Kultureller Kontext
Mangu (Herstellung)
Reproduktion
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