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Kriegs-Trommel mit Trommelschlägel und Halsschmuck

uns nicht bekannt - Hersteller Mischlich, Adam (1864-1948) - Sammler
Dieses Objekt ist Teil der Kollektion des Projektes "Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo”: Link der Kollektionsseite.

Die hier so betitelte „Kriegs-Trommel mit Trommelschlägel und Halsschmuck“ wurden aus Holz hergestellt. Am Halsschmuck befinden sich human remains. Die äußere Oberfläche wurde geglättet und mit einem geknoteten Geflecht aus gedrehten Schnüren aus Tierhaut und Pflanzenfaser versehen. Die Trommel wurde einseitig mit Trommelfell aus Tierhaut bespannt und auch mit gedrehten Schnüren bespannt. Auf dem Katalogzettel wird die Herkunft mit Grusi angegeben. Die Grusi (auch Gurunsi genannt) sind eine Bevölkerungsgruppe in Westafrika, hauptsächlich im Norden Ghanas und Süden Burkina Fasos. In Kolonialzeiten heißt es, die Grusi lebten westlich und nordwestlich von Wagadugu (damals u.a. Ouagadougou genannt) und Koudougou und im Nordosten des heutigen Ghanas. Laut Dr. Ohiniko M. Toffa handelt es sich um eine sakrale Trommel, die in gesellschaftlich relevanten Situationen, wie beispielsweise nach einer kriegerischen Auseinandersetzung, gespielt wurde um der Bevölkerung etwas zu vermitteln. Diese war in der Lage die Nachricht zu dekodieren.
Im zugehörigen Aktenstück heißt es: „1 Paar Kriegstrommeln aus Grusi mit menschlichem Unterkiefer. Die beiden Trommeln gehören zusammen.“ Bei der zweiten Trommel handelt es sich höchstwahrscheinlich um die Trommel, die unter um MAf 09605 a, b inventarisiert wurde. Im selben Aktenstück befindet sich ein Brief Mischlich von zwei Jahren zuvor, in dem er schreibt: „Schädeltrommeln kann man eigentlich nur bei Kriegszügen erlangen, auch die Grunsi `sche wurde so erlangt. Bei meinen durchaus friedlichen Gesinnungen dürfte mir es schwer halten, eine zu bekommen, hoffe Sie jedoch durch andere Gegenstände zufrieden zu stellen.“ (MVL 1904/46, Adam Mischlich) Wie Mischlich selbst schreibt, wurden die beiden Trommeln somit höchstwahrscheinlich während oder nach einer kriegerischen Auseinandersetzung gegen die Grusi geplündert und sind in Mischlichs Besitz gelangt.
Adam Mischlich (1864-1948) arbeitete ab 1890 als Missionar für die Basler Mission erst an der Goldküste (Ghana) und ab 1894 in Togo. Nachdem er 1897 aufgrund eines sexualstrafrechtlichen Skandals aus der Basler Mission ausschied (Erbar 1991), trat er in den Dienst des Gouvernements Togo. 1898 übernahm er die Leitung der Station Kete-Kratschi (heute Kete Krachi, Ghana) und 1913 die der Station „Misahöhe“ (bei Kpalimé, Togo). Die Unterdrückung der lokalen Bevölkerung als auch die Ausführung der kolonialen Gerichtsbarkeit unterlagen ihm als Stationsleiter. (Meyer-Bahlburg 1994) Als Afrikanist führte er sprachwissenschaftliche Studien in Zentral- und Nord-Togo, vor allem des Hausa, durch und veröffentlichte diese in Missionsblättern und den „Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten“. Uns sind bisher keine militärischen Aktivitäten Mischlichs bekannt, was nicht heißt, dass nicht auch er potenziell an kriegerischen Auseinandersetzungen und Plünderungen der Bevölkerung beteiligt war. Des Weiteren war es nicht unüblich, dass die kolonialen Akteure sich gegenseitig Objekte schenkten, verkauften oder tauschten. Durch Adam Mischlich (bzw. von Mischlich an das Museum für Völkerkunde Berlin und anschließend an das Museum für Völkerkunde Leipzig) kamen insgesamt 494 Objekte an das Museum, von denen aktuell 35 als vermisst gelten. Die Trommel schenkte Mischlich dem MVL im Jahr 1904. (MVL, Marlena Barnstorf-Brandes, 21.07.2023)
Kultureller Kontext
Gurunsi (Herstellung)
Reproduktion
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