Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 08238
Ort, Datierung
Afrika, Tansania, Kilimanjaro Region, (Old) Moshi, vor 1898
Abmessungen
11 x 3 x 2,8 cm
Inventarnummer
MAf 08238
Schon vor der deutschen Kolonialzeit wurde Tabak am Kilimanjaro in kleinen Mengen angebaut. Auch heute ist dies dort noch üblich. Vermutlich war die Pflanze über portugiesische Seefahrer vom amerikanischen Kontinent nach Ostafrika gelangt und hatte sich durch arabische Händler über die Karawanenroute bis an den Kilimanjaro verbreitet. Der Tabak wurde geraucht, geschnupft oder gekaut. Schnupftabak wurde häufig in einem verschlossenen, oft mit Glasperlen verzierten Kuhhorn wie diesem an einer Kette um den Hals getragen. Ähnliche Behälter konnten auch für Schießpulver oder Pfeilgift benutzt werden.
Dieser Tabakbehälter gelangte durch Albert Schrenck von Notzing ins Museum für Völkerkunde Leipzig. Schrenck von Notzing war als Adjutant des Gouverneurs Friedrich von Schele am Kriegszug gegen Mangi Meli beteiligt. Nachdem Mangi Meli und seine Krieger die deutschen Kolonialinvasoren 1892 vom Kilimanjaro vertrieben hatte, zog Schele am 12.08.1893 mit einer Übermacht der sog. „Schutztruppe“ im Verbund mit lokalen Wachagga-Kriegern gegen Moshi und besiegte Mangi Meli. Im Kontext dieser Schlacht eignete sich Schrenck von Notzing etliche Objekte an, einige explizit als Kriegsbeute. Andere Objekte verzeichnete er als „Geschenk“ Mangi Melis. Schrenck von Notzing überließ manche der Objekte dem Leipziger Museum für Völkerkunde zunächst unter „Eigentumsvorbehalt“, bevor sie nach dessen Tod ans Museum verkauft wurden.

Die Recherche zu diesem Objekt fand im Rahmen der mobilen Recherche-Ausstellung „MAREJESHO“ von Flinn Works, Berlin Postkolonial und Old Moshi Cultural Tourism am Kilimanjaro und Meru statt. Ziel des Projekts war es, Mitglieder der Gemeinschaften am Kilimanjaro und Meru (Tansania) über in der Kolonialzeit verschleppte Ahnen (Ancestral Remains) und Objekte zu informieren, die sich in deutschen Museumssammlungen befinden. Besucher*innen der Ausstellung teilten ihr Wissen wiederum mit dem Team von „MAREJESHO“. Vertreter*innen der Gemeinschaften fordern eine Repatriierung der Ahnen und eine Restitution der Objekte.
(Konradin Kunze, 12.05.2023)
Kultureller Kontext
Wachagga (Herstellung)
Reproduktion
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