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Ort, Datierung
Afrika, Togo, Gebiet um Sansanné-Mango, vor 1900
Abmessungen
190,6 x 4,6 x 2,2 cm
Inventarnummer
MAf 01163
Dieses Objekt ist Teil der Kollektion des Projektes "Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo”: Link der Kollektionsseite.

Der hier sogenannte Speer besteht aus einer geschmiedeten Eisenspitze, in die feinen Verzierungen eingeritzt wurden. Die Spitze steckt auf einem aus Holz geschnitztem Stab, der etwa auf der Hälfte mit Leder umwickelt wurde. Laut Katalogzettel handelt es sich um einen „Wurfspeer, Wurfschleife aus Leder an der Mitte des Schaftes. Volk: Mangu und Gurma“. Da es sich um zwei unterschiedliche Bevölkerungsgruppen handelt, ist hier unklar, von wem der Speer ursprünglich stammt. Die Gurma bzw. Grumantche leben heutzutage im Südosten Burkina Fasos, im Westen Nigers, sowie im Norden Benins, Ghanas und Togos. Die Hauptstadt des Königreichs Gourma oder Gulmu war zuerst Pama und ab dem 18. Jahrhundert Fada N’Gourma. Die Bezeichnung „Mangu“ bezieht sich wahrscheinlich auf die Tchokossi. Die Hauptstadt des in Nordtogo dominierenden Tchokossi-Reiches, einer Monarchie, war Sansanné-Mango.
Laut Dr. Ohiniko M. Toffa waren die Tchokossi auch aufgrund ihrer Religion, dem Islam, mit benachbarten Bevölkerungen wie den Hausa oder den Peuls in enger Verbindung. Diese Lanze hat für sie dieselbe Bedeutung wie bei den anderen islamischen Bevölkerungen. Es handelt sich um die Waffe eines Kriegers.
Manchmal sind die Speere vergiftet, und der Besitzer trägt das Gegengift gewöhnlich bei sich. Eine Bogen- und Speerkultur gibt es vor allem im nördlichen Teil von Togo, Ghana, Benin, Nigeria und im südlichen Teil von Burkina Faso. Es gibt Gruppen, die sich speziell mit Bogen und Speer identifizieren, wie die Kabiyé in Togo, die Betambaribe (ehemals Somba) in der Republik Benin und die Dagomba aus Ghana. Der Bogen oder der Speer wird als persönliche Zierde des Mannes angesehen und mit Amuletten mystisch geschützt. Die Speere werden im Allgemeinen für die Jagd verwendet, und wenn die Gemeinschaft in einen Konflikt gerät, wird der Speer zur Waffe, was insbesondere in der Kolonialzeit der Fall. (Dr. Emery Patrick Effiboley)
Gaston Thierry (1866-1904) wurde im preußischen Militär ausgebildet und war zwischen 1896 und 1902 an mehr als 15 Militärfeldzügen in der deutschen Kolonie Togo beteiligt. Thierry war in Togo zunächst Assistent von Hans Gruner. Im Dezember 1896 wurde ihm die Stationsleitung in Sansanné-Mango übertragen. Anfang November 1897 entledigte sich Thierry dem Fémè, dem lokalen politischen und militärischen Anführer (in anderen Quellen als Tchokossi-König bezeichnet) Biema Asabiè (auch teils Nbema Sabie geschrieben), nachdem dieser sich laut Thierry angeblich geweigert hätte, die deutsche Oberhoheit anzuerkennen und bereits bestehende Verträge mit Großbritannien und Frankreich zu kündigen. Daraufhin durchsuchte er die Gemächer Biema Asabiès, wobei er sich potenziell die Gegenstände und Kleidung angeeignete. Den Widerstand der Bevölkerung ließ Thierry militärisch niederschlagen. Auch hier ist es wahrscheinlich, dass er die Waffen und Kleidung der Widerstandskämpfer plünderte. Anschließend veranlasste Thierry die „Wahl“ eines neuen, ihm loyalen Königs von Mango. Er ersetze auch den karamò (von Deutschen als Imam bezeichnet), den höchsten islamischen Würdenträger (Aguigah, LeGall, Wagne 2023).
Thierry war auf der Station Mango nach lokaler Tradition mit einer Frau der Fulfulbe namens Aba verheiratet (Sebald 2014). Durch diese hierarchische Beziehung hatte er wahrscheinlich zusätzlich leichteren Zugang zu Objekten. Es war auch nicht unüblich, dass sich Kolonisatoren untereinander Objekte schenkten, verkauften oder tauschten. Thierry unternahm aber vor allem Raubzüge zur persönlichen Bereicherung und verkaufte die sich angeeigneten Objekte an deutsche Museen.
Auch von Sansanné-Mango aus führte er zahlreiche Feldzüge gegen die umliegenden Bevölkerungen an, bei denen er sich potenziell weitere Besitztümer der Bevölkerung angeeignet haben könnte. Unter anderem aufgrund dieses Verhaltens wurde gegen Thierry eine interne Untersuchung eingeleitet und anschließend nach Kamerun versetzt. Selbst nach seinem Tod 1904 waren seine Kolonialverbrechen Thema im deutschen Parlament. (Künkler 2022, Lang und Nicklisch 2021, Sebald 1988; 2013; 2014)
Thierrys Kriegsbeute erreichte am 14.08.1899 das Berliner Museum für Völkerkunde (W. Homann & Co. an das Königliche Museum für Völkerkunde Berlin, 10.11.1899, Archiv des Berliner Ethnologischen Museums, I/MV 721, E 803/1899, Bl. 231). Die Gegenstände verblieben teils in Berlin oder wurden nach Stuttgart und Leipzig verkauft. Dem Leipziger Völkerkundemuseum verkaufte Thierry insgesamt 243 Objekte, von denen 18 als vermisst gelten. Im Jahr 1900 verkaufte Gaston Thierry den Speer an das Museum. (MVL, Marlena Barnstorf-Brandes, 29.05.2023)
Kultureller Kontext
Gurma (geographisch-stilistische Einordnung - [Herstellung]), Mangu (geographisch-stilistische Einordnung - [Herstellung])
Reproduktion
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