Kopfschmuck (Odariki ?)
uns nicht bekannt - Hersteller Schrenck von Notzing, Albert (1860-1924) - Sammler
Ort, Datierung
Afrika, Tansania, Kilimanjaro Region, (Old) Moshi, vor 1898
Material und Technik
Abmessungen
48 x 36 x 5 cm
Inventarnummer
MAf 08214
Chagga-Krieger verschiedener Fürstentümer am Kilimanjaro hatten im 19. Jahrhundert neben Kampftechniken auch Waffenformen und Schmuckstile von den Maasai übernommen. Kopfschmuck mit Straußenfedern, die an einem ovalen Gesichtsrahmen aus Tierhaut wie diesem befestigt wurden, besaßen sowohl Krieger der Maasai als auch der Wachagga, oft zusammen mit einem kurzen Schultermantel aus Fell oder ebenfalls Federn. Beides wurde bei Tänzen, aber auch im Krieg getragen. Ob der Federschmuck ursprünglich als Tarnung diente, ist uns nicht bekannt. Während Kleidung und Schmuck der Krieger individuell variierten, gehörten Schwert, Speer und Schild zur Grundausstattung, oft ergänzt durch eine Keule und ein Messer. Zusätzlich verfügten die Krieger auch über Gewehre, die mit den Karawanen von der Küste ins Landesinnere gelangten.
Dieser Kopfschmuck gelangte durch Albert Schrenck von Notzing ins Museum für Völkerkunde Leipzig. Schrenck von Notzing war als Adjutant des Gouverneurs Friedrich von Schele am Kriegszug gegen Mangi Meli von Moshi beteiligt. Nachdem Mangi Meli und seine Krieger die deutschen Kolonialinvasoren 1892 vom Kilimanjaro vertrieben hatte, zog Schele am 12.08.1893 mit einer Übermacht der sog. „Schutztruppe“ im Verbund mit lokalen Wachagga-Kriegern gegen Moshi und besiegte Mangi Meli. Im Kontext dieser Schlacht eignete sich Schrenck von Notzing etliche Objekte an. Bei einigen der Objekte handelt es sich laut seinen Angaben um Kriegsbeute. Ob dieser Kopfschmuck (wie MAf 27700) von einem Gefallenen abgenommen oder von einem besiegten Moshi-Krieger eingefordert wurde, ist uns nicht bekannt.
Mangi Meli lebte nach seiner Niederlage unter strikter Kontrolle der deutschen Besatzungsmacht und wurde schließlich 1900 mit 18 weiteren Anführern gehängt. Sein Haupt und weitere Ancestral Remains der Hingerichteten wurden mutmaßlich nach Deutschland verschifft. Noch heute warten Nachfahren auf deren Rückkehr.
Die Recherche zu diesem Objekt fand im Rahmen der mobilen Recherche-Ausstellung „MAREJESHO“ von Flinn Works, Berlin Postkolonial und Old Moshi Cultural Tourism am Kilimanjaro und Meru statt. Ziel des Projekts war es, Mitglieder der Gemeinschaften am Kilimanjaro und Meru (Tansania) über in der Kolonialzeit verschleppte Ahnen (Ancestral Remains) und Objekte zu informieren, die sich in deutschen Museumssammlungen befinden. Besucher*innen der Ausstellung teilten ihr Wissen wiederum mit dem Team von „MAREJESHO“. Vertreter*innen der Gemeinschaften fordern eine Repatriierung der Ahnen und eine Restitution der Objekte.
(Konradin Kunze, 12.05.2023)
Dieser Kopfschmuck gelangte durch Albert Schrenck von Notzing ins Museum für Völkerkunde Leipzig. Schrenck von Notzing war als Adjutant des Gouverneurs Friedrich von Schele am Kriegszug gegen Mangi Meli von Moshi beteiligt. Nachdem Mangi Meli und seine Krieger die deutschen Kolonialinvasoren 1892 vom Kilimanjaro vertrieben hatte, zog Schele am 12.08.1893 mit einer Übermacht der sog. „Schutztruppe“ im Verbund mit lokalen Wachagga-Kriegern gegen Moshi und besiegte Mangi Meli. Im Kontext dieser Schlacht eignete sich Schrenck von Notzing etliche Objekte an. Bei einigen der Objekte handelt es sich laut seinen Angaben um Kriegsbeute. Ob dieser Kopfschmuck (wie MAf 27700) von einem Gefallenen abgenommen oder von einem besiegten Moshi-Krieger eingefordert wurde, ist uns nicht bekannt.
Mangi Meli lebte nach seiner Niederlage unter strikter Kontrolle der deutschen Besatzungsmacht und wurde schließlich 1900 mit 18 weiteren Anführern gehängt. Sein Haupt und weitere Ancestral Remains der Hingerichteten wurden mutmaßlich nach Deutschland verschifft. Noch heute warten Nachfahren auf deren Rückkehr.
Die Recherche zu diesem Objekt fand im Rahmen der mobilen Recherche-Ausstellung „MAREJESHO“ von Flinn Works, Berlin Postkolonial und Old Moshi Cultural Tourism am Kilimanjaro und Meru statt. Ziel des Projekts war es, Mitglieder der Gemeinschaften am Kilimanjaro und Meru (Tansania) über in der Kolonialzeit verschleppte Ahnen (Ancestral Remains) und Objekte zu informieren, die sich in deutschen Museumssammlungen befinden. Besucher*innen der Ausstellung teilten ihr Wissen wiederum mit dem Team von „MAREJESHO“. Vertreter*innen der Gemeinschaften fordern eine Repatriierung der Ahnen und eine Restitution der Objekte.
(Konradin Kunze, 12.05.2023)
Kultureller Kontext
Wachagga (Herstellung)
Reproduktion
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