Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 11818
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Dieses Objekt ist Teil der Kollektion des Projektes "Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo”: Link der Kollektionsseite.

Das hier sogenannte Blashorn aus Elfenbein wurde am unteren Rand durchbohrt und durch das Loch eine gezwirnte Trageschnur aus Baumwolle angeknotet. Am Mundstück befindet sich ein Ring aus Metall, an dem das andere Ende der Trageschnur befestigt wurde. Am schmalen Ende des Horns wurde eine ovale Öffnung eingeschnitten. Laut Katalogzettel und zugehörigem Aktenstück handelt es sich um das „Elfenbeinhorn des Königs von Kratschi“ und stammt somit potenziell aus Kete Krachi im heutigen Ghana.
Laut Dr. Ohiniko M. Toffa könnte es sich hierbei um eine Flöte, die als einfaches Musikinstrument dient, handeln. Es könnte sich aber auch um ein Objekt mit spirituelle Funktion handeln. Laut Dr. Emery Patrick Effiboley gibt es ein ähnliches Objekt im südlichen Teil von Benin und Togo, wo die Darsteller bei der Aufführung von Zangbeto (eine Art Maskarde, die im traditionellen Rahmen nur für Männer verwendet wird) ein Horn wie dieses benutzen.
Adam Mischlich (1864-1948) arbeitete ab 1890 als Missionar für die Basler Mission erst an der Goldküste (Ghana) und ab 1894 in Togo. Nachdem er 1897 aufgrund eines sexualstrafrechtlichen Skandals aus der Basler Mission ausschied (Erbar 1991), trat er in den Dienst des Gouvernements Togo. 1898 übernahm er die Leitung der Station Kete-Kratschi (heute Kete Krachi, Ghana) und 1913 die der Station „Misahöhe“ (bei Kpalimé, Togo). Die Unterdrückung der lokalen Bevölkerung als auch die Ausführung der kolonialen Gerichtsbarkeit unterlagen ihm als Stationsleiter. (Meyer-Bahlburg 1994) Als Afrikanist führte er sprachwissenschaftliche Studien in Zentral- und Nord-Togo, vor allem des Hausa, durch und veröffentlichte diese in Missionsblättern und den „Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten“. Uns sind bisher keine militärischen Aktivitäten Mischlichs bekannt, was nicht heißt, dass nicht auch er potenziell an kriegerischen Auseinandersetzungen und Plünderungen der Bevölkerung beteiligt war. Des Weiteren war es nicht unüblich, dass die kolonialen Akteure sich gegenseitig Objekte schenkten, verkauften oder tauschten. Durch Adam Mischlich (bzw. von Mischlich an das Museum für Völkerkunde Berlin und anschließend an das Museum für Völkerkunde Leipzig) kamen insgesamt 494 Objekte an das Museum, von denen aktuell 35 als vermisst gelten. Das hier sogenannte Blashorn schenkte Mischlich dem MVL im Jahr 1906.
In seinem Tagebuch schreibt der Kolonialbeamte Hans Gruner, dass er einen König von Kratschi in der damaligen Doppelstadt Kete Krachi während der sogenannten Deutschen Togo-Hinterland-Expedition Mitte November 1894 trifft. Gruner lässt am 25. November 1894 einen Priester namens „Obosomfo“, „Mossomfo von Kratschi“ oder auch „Kraki Busumfu“ sowie dessen Gehilfen oder auch Befehlshaber Okra, der Odente/Dente Glaubensgemeinschaft durch ein „Standgericht“ hinrichten. Gruner erwähnt in seinen Memoiren, den anwesenden König und schreibt: „Ich vergaß zu erwähnen, daß er von einem Trompeter begleitet war, der auf einem Elefantenstoßzahn blies […]. Übrigens hatte auch Obosomfo ein solches Horn, dessen Ton angeblich das Kommen seines Besitzers ankündigte.“ (Sebald 1997) Gruner beschreibt die Plünderungen „wertvoller Ethnographica“, die nach der Exekution stattfanden, in einem Brief an Felix von Luschan (SMB-ZA, EM 1386/96, Hans Gruner to Felix von Luschan, 23 November 1896). Es ist sehr wahrscheinlich, dass Gruner sich auch das Elfenbeinhorn des religiösen Oberhauptes, welches er im Zuge mit dem des Königs erwähnt, aneignete. Hans Gruner übergab angeblich die Gegenstände an Ernst Baumann, der diese nach Berlin sendete (Hüsgen 2020). Ob es sich um das Horn des damaligen Königs oder um das des Priesters handelt und wie dieses in den Besitz Mischlich gelangt ist, konnten wir bisher nicht erschließen. Eventuell entwendete Mischlich das Elfenbeinhorn auch einem späteren König während seiner Zeit als Stationsleiter Kete Krachis ab 1898. (MVL, Marlena Barnstorf-Brandes, 27.07.2023)
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