Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 27696
Ort, Datierung
Afrika, Tansania, Kilimanjaro Region, (Old) Moshi, vor 1893
Material und Technik
Abmessungen
7 x 2,5 x 0,5 cm
Inventarnummer
MAf 27696
Fellstreifen von Opfertieren galten in der Gemeinschaft der Wachagga als Schutz vor Gefahr und Krankheit, als Zeichen der Freundschaft oder eines wichtigen Ereignisses. Nach der Schlachtung des Tiers, meist einer Ziege, z.B. anlässlich einer Hochzeit, Geburt oder Beerdigung wurden schmale Fellstreifen aus der Stirn des Tiers geschnitten und meist um den rechten Mittelfinger als Ring getragen. Dieser Ring zeugt nicht nur vom Widerstand der Wachagga gegen die deutsche Kolonialmacht, sondern auch von den Rivalitäten der Herrscher am Kilimanjaro: Die Mangi von Kibosho und Moshi waren verfeindet und unterstützen jeweils die deutsche Kolonialarmee im Krieg gegen ihren Erzfeind. Nach anfänglicher Niederlage gelang der sog. „deutschen Schutztruppe“ schließlich die Eroberung von Moshi mit Hilfe der Kibosho-Krieger am 12.08.1893. Mangi Meli von Moshi musste sich den Deutschen unterwerfen. An diesem Tag erhielt nach eigenen Angaben Albert Schrenck von Notzing, Adjutant des Gouverneurs von „Deutsch-Ostafrika“, den Fellring von einem Berater (Akida/Mchili) des verbündeten Mangi Sina von Kibosho. Schrenck von Notzing überließ einige bei diesem Feldzug angeeigneten Objekte der Wachagga (zu großen Teilen „Kriegsbeute“ aus Moshi) dem Leipziger Museum für Völkerkunde zunächst unter „Eigentumsvorbehalt“, bevor sie nach dessen Tod ans Museum verkauft wurde.
Mangi Meli wurde schließlich 1900 von der deutschen Besatzung mit 18 anderen Anführern gehängt. Sein Haupt und weitere Ancestral Remains der Hingerichteten wurden mutmaßlich nach Deutschland verschifft. Noch heute warten Nachfahren auf deren Rückkehr.

Die Recherche zu diesem Objekt fand im Rahmen der mobilen Recherche-Ausstellung „MAREJESHO“ von Flinn Works, Berlin Postkolonial und Old Moshi Cultural Tourism am Kilimanjaro und Meru statt. Ziel des Projekts war es, Mitglieder der Gemeinschaften am Kilimanjaro und Meru (Tansania) über in der Kolonialzeit verschleppte Ahnen (Ancestral Remains) und Objekte zu informieren, die sich in deutschen Museumssammlungen befinden. Besucher*innen der Ausstellung teilten ihr Wissen wiederum mit dem Team von „MAREJESHO“. Vertreter*innen der Gemeinschaften fordern eine Repatriierung der Ahnen und eine Restitution der Objekte.
(Konradin Kunze, 12.05.2023)
Kultureller Kontext
Wachagga (Herstellung)
Reproduktion
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