Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 27691
Ort, Datierung
Afrika, Tansania, Kilimanjaro Region, (Old) Moshi, vor 1893
Abmessungen
83 x 3,5 x 0,7 cm
Inventarnummer
MAf 27691
Glasperlenbesetzter Schmuck war spätestens seit dem 19. Jahrhundert bei vielen Menschen am Kilimanjaro und darüber hinaus beliebt, bei Maasai, Wameru und Wachagga, bei Frauen, Männern und Kindern. Glasperlen und Stoffe wurden aus Indien importiert und gelangten über Karawanen und Händler in die Region. Bis heute sind Glasperlenarmbänder und auch mit Glasperlen bestickte Gürtel am Kilimanjaro bei lokalen Bewohner*innen wie Tourist*innen beliebte Modeartikel. Während damals Frauen und Mädchen der Wachagga eher mit Glasperlenschnüren umwickelte runde Schmuckgürtel trugen, waren insbesondere bei Chagga-Kriegern breitere Gürtel wie dieser häufig. An diesem konnte auch Schwert, Keule und Sitzleder befestigt werden. Auch die angehängten Metallkettchen waren ein beliebter Schmuck, z.B. für Ohrringe. Hierfür wurde importierter dickerer Draht zunächst feiner gezogen und dann zu Kettengliedern weiterverarbeitet.
Dieser Gürtel gelangte durch Albert Schrenck von Notzing ins Museum für Völkerkunde Leipzig. Schrenck von Notzing war als Adjutant des Gouverneurs Friedrich von Schele am Kriegszug gegen Mangi Meli von Moshi beteiligt. Nachdem Mangi Meli und seine Krieger die deutschen Kolonialinvasoren 1892 vom Kilimanjaro vertrieben hatte, zog Schele am 12.08.1893 mit einer Übermacht der sog. „Schutztruppe“ im Verbund mit lokalen Wachagga-Kriegern gegen Moshi und besiegte Mangi Meli. Im Kontext dieser Schlacht eignete sich Schrenck von Notzing etliche Objekte an. Bei einigen Objekten handelt es sich laut seinen Angaben um Kriegsbeute. Bei diesem Gürtel ist dies nicht explizit vermerkt. Schrenck von Notzing überließ manche der Objekte dem Leipziger Museum für Völkerkunde zunächst unter „Eigentumsvorbehalt“, bevor sie nach dessen Tod ans Museum verkauft wurden.
Mangi Meli lebte nach seiner Niederlage unter strikter Kontrolle der deutschen Besatzungsmacht und wurde schließlich 1900 mit 18 weiteren Anführern gehängt. Sein Haupt und weitere Ancestral Remains der Hingerichteten wurden mutmaßlich nach Deutschland verschifft. Noch heute warten Nachfahren auf deren Rückkehr.

Die Recherche zu diesem Objekt fand im Rahmen der mobilen Recherche-Ausstellung „MAREJESHO“ von Flinn Works, Berlin Postkolonial und Old Moshi Cultural Tourism am Kilimanjaro und Meru statt. Ziel des Projekts war es, Mitglieder der Gemeinschaften am Kilimanjaro und Meru (Tansania) über in der Kolonialzeit verschleppte Ahnen (Ancestral Remains) und Objekte zu informieren, die sich in deutschen Museumssammlungen befinden. Besucher*innen der Ausstellung teilten ihr Wissen wiederum mit dem Team von „MAREJESHO“. Vertreter*innen der Gemeinschaften fordern eine Repatriierung der Ahnen und eine Restitution der Objekte.
(Konradin Kunze, 12.05.2023)
Kultureller Kontext
Wachagga (Herstellung)
Reproduktion
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