Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 27682
Ort, Datierung
Afrika, Tansania, Kilimanjaro Region, (Old) Moshi, vor 1893
Abmessungen
H: 1 cm; Ø 13,9 cm
Inventarnummer
MAf 27682
Halsketten aus Kupfer- oder Eisendraht waren um 1900 am Kilimanjaro offenbar beliebte Schmuckstücke bei Frauen und Männern, allerdings nicht für alle erschwinglich. Es gab auf die Herstellung von Waffen spezialisierte Schmiede und solche für feine Metallarbeiten wie Schmuckketten. Hierfür wurde importierter dickerer Draht zunächst feiner gezogen und dann zu Kettengliedern weiterverarbeitet. Die daraus hergestellten Kettchen wurden zum Beispiel gebündelt als Ohrschmuck getragen. Für diesen fein gearbeiteten Halsschmuck wurde eine Kupferkette um einen Holzring gewickelt. Damals wie heute wird diese Wickeltechnik im Norden Tansanias für Glasperlenketten angewandt.
Dieser Halsschmuck gelangte durch Albert Schrenck von Notzing ins Museum für Völkerkunde Leipzig. Schrenck von Notzing war als Adjutant des Gouverneurs Friedrich von Schele am Kriegszug gegen Mangi Meli von Moshi beteiligt. Nachdem Mangi Meli und seine Krieger die deutschen Kolonialinvasoren 1892 vom Kilimanjaro vertrieben hatte, zog Schele am 12.08.1893 mit einer Übermacht der sog. „Schutztruppe“ im Verbund mit lokalen Wachagga-Kriegern gegen Moshi und besiegte Mangi Meli. Im Kontext dieser Schlacht eignete sich Schrenck von Notzing etliche Objekte an. Bei einigen der Objekte, wie auch bei diesem Halsschmuck handelt es sich laut seinen Angaben um Kriegsbeute. Ob er von einem gefallenen Moshi-Krieger abgenommen oder von einer besiegten Person eingefordert wurde, ist uns nicht bekannt. Schrenck von Notzing überließ manche der Objekte dem Leipziger Museum für Völkerkunde zunächst unter „Eigentumsvorbehalt“, bevor sie nach dessen Tod ans Museum verkauft wurden.
Mangi Meli lebte nach seiner Niederlage unter strikter Kontrolle der deutschen Besatzungsmacht und wurde schließlich 1900 mit 18 weiteren Anführern gehängt. Sein Haupt und weitere Ancestral Remains der Hingerichteten wurden mutmaßlich nach Deutschland verschifft. Noch heute warten Nachfahren auf deren Rückkehr.

Die Recherche zu diesem Objekt fand im Rahmen der mobilen Recherche-Ausstellung „MAREJESHO“ von Flinn Works, Berlin Postkolonial und Old Moshi Cultural Tourism am Kilimanjaro und Meru statt. Ziel des Projekts war es, Mitglieder der Gemeinschaften am Kilimanjaro und Meru (Tansania) über in der Kolonialzeit verschleppte Ahnen (Ancestral Remains) und Objekte zu informieren, die sich in deutschen Museumssammlungen befinden. Besucher*innen der Ausstellung teilten ihr Wissen wiederum mit dem Team von „MAREJESHO“. Vertreter*innen der Gemeinschaften fordern eine Repatriierung der Ahnen und eine Restitution der Objekte.
(Konradin Kunze, 12.05.2023)
Kultureller Kontext
Dschagga (Herstellung)
Reproduktion
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