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Im Gasthof z. Schützenhaus Geising. Richters Marionetten-Theater. Alte deutsche Volkskunst! [Standardplakat]

Richter, Gustav (1878-1953) - Marionettenspieler Neubert, Oswald <Firma> (mind. 1914-2007 tätig) - Druckerei
Ort, Datierung
Material und Technik
Abmessungen
47,4 x 31,3 cm
Inventarnummer
465 a
Sammung Otto Link. - Das wichtigste Werbemedium der traditionellen Marionettenspieler war seit Mitte des 19. Jahrhunderts der Theaterzettel. Dieser wurde nicht nur als Plakat aufgehängt, sondern auch durch den Theatergehilfen, der das Amt des Zettelträgers versah, an die Haushalte verteilt. Um 1900 waren tausend Zettel preiswerter als eine kleine Annonce in der lokalen Tageszeitung. Die persönliche Übergabe steigerte die Wirkung noch. Am Ende des Gastspiels wurden die Zettel wieder eingesammelt und für den Einsatz am nächsten Ort sortiert, teilweise sogar repariert. In den Großstädten wurden manchmal auch neue Zettel nur für einen Veranstaltungsort gedruckt. Durch Wegschneiden der Ortsangabe konnten auch diese Zettel weiterverwendet werden. -
Gustav Richter (1878-1953) entstammte einer der ältesten sächsischen Marionettenspielerfamilien, die bereits im späten 18. Jahrhundert mit Marionetten umherzog. Auch seine Frau Meta, geb. Kressig (1878-1956), hatte denselben familiären Hintergrund. Nach ihrer Heirat machten sich Gustav und Meta Richter 1901 selbständig und reisten zunächst durch das Erzgebirge, die Lausitz und das angrenzende preußische Schlesien. 1935 ließ sich die Familie in Geising im Erzgebirge nieder und wurde seither als “Geisinger Richter” bezeichnet. Nach dem Krieg wollte Gustav Richter das ganze Theater aus Altersgründen verkaufen. Er ließ es von dem Maler Curt Auerswald neu malen, um den Wert zu steigern. Die Lizenzentzüge, von denen der Prinzipal 1949 selbst betroffen war, vereitelten den Verkauf jedoch. Das Theater wurde in Geising eingelagert und von der Familie 1965 an die Puppentheatersammlung übergeben.
Signatur, Bezeichnung, Inschriften
Familie Gustav Richter Druck von Oswald Neubert, Buchdruckerei, Kreischa

Sammlung Otto Link, Leipzig.
Otto Link (1888-1959) stammte aus Bromberg in Westpreußen, einer deutschen Stadt, umgeben von polnisch bevölkerten Dörfern. Er war Katholik und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Als Lehrer in Dorfschulen setzte er sich mit den kulturellen Gegensätzen auseinander. Er konnte polnisch und verstand auch andere slawische Sprachen ein wenig. Als seine Heimat 1919 zu Polen kam, wurde er an eine Leipziger Schule versetzt. Hier entdeckte er das Puppenspiel für sich, zunächst als Laienspieler im schulischen und außerschulischen Rahmen, dann als Redakteur der Zeitschrift „Das Puppentheater“, schließlich als Sammler und Forscher. Als international vernetzter Demokrat und SPD-Mitglied wurde er 1933 gemaßregelt, behielt aber weiterhin Distanz zum NS-Regime. Nicht einmal dem NS-Lehrerbund trat er bei, was sehr ungewöhnlich war und seiner schulischen Kariere schadete. Er gab das Spielen auf und konzentrierte sich auf das Sammeln. Am 1. April 1935 begann er mit dem ersten Inventarbuch. Ohne zu werten, trug er Materialien mit nationalistischem, nazistischem, kommunistischem und demokratischem Hintergrund zusammen. 1945 wurde Otto Link als einer der wenigen unbelasteten Lehrer Schulleiter und verlor diesen Posten wieder, als er sich weigerte SED-Mitglied zu werden. 1952 übereignete er seine private Sammlung dem Land Sachsen und wurde bis zu seinem Tode erster Leiter der „Staatlichen Puppenspielsammlung Dresden“ (später Puppentheatersammlung). Nach 1945 führte Otto Link keinerlei „Bereinigungen“ seiner Sammlung aus politischen Gründen durch, da er der Überzeugung war, dass das Material der Wissenschaft unverfälscht zur Verfügung stehen muss. Kleinere Vernichtungsaktionen, Überklebungen und Ausradierungen gab es erst unter seinen Nachfolgern, die niemals eine Demokratie erlebt hatten. In Otto Links Tradition wird die Sammlung heute fortgeführt.

Creditline
Puppentheatersammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Reproduktion
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