Wilhelm Tell oder die Befreiung der schweizerischen Unterthanen von der Knechtschaft der kaiserl. Landvögte. Koppe`s Theater und Theatrum mundi verbunden mit persönlichen Gesangs- und Ensemblescenen
Koppe, Richard (-1930er) - Marionettenspieler Schilling`s Buchdruckerei Mühltroff i. V. (um 1900 tätig) - Druckerei Schiller, Friedrich (1759-1805) - AutorDer Marionettenspieler Richard Koppe hatte 1885 als Theatergehilfe bei der alteingesessen Familie Listner begonnen und Irene Listner, die Schwester seines Prinzipals Ferdinand Heinrich (1857-1912) geheiratet. Sein Neffe Kurt Listner urteilte über ihn: „Er war klug, fleißig, spielte und sang sehr schön und gut.“ Um 1890 machte er sich selbständig, zunächst mit einem Kompagnon Fritz Held, der aber trank, dann ohne Partner. Koppe erwarb das Thiemersche Theatrum mundi, das von Friedrich Gierke (1823-1899) gefertigt worden war, und um 1905 noch einen Kinoprojektor. Bald wurde das Kino zum Hauptgeschäft. Durch stationäre Lichtspielhäuser im Raum Zwickau (Wilkau, Planitz, Schedewitz) wurde er wohlhabend. Sein Theatrum mundi verkaufte er um 1928 an Curt Kressig, die Bühne an Emil Elle. Wohlhabend geworden, starb Koppe in den 1930er Jahren nach einer Magen-OP. Teile des Fundus haben sich in der Puppentheatersammlung erhalten.
Sammlung Otto Link, Leipzig.
Otto Link (1888-1959) stammte aus Bromberg in Westpreußen, einer deutschen Stadt, umgeben von polnisch bevölkerten Dörfern. Er war Katholik und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Als Lehrer in Dorfschulen setzte er sich mit den kulturellen Gegensätzen auseinander. Er konnte polnisch und verstand auch andere slawische Sprachen ein wenig. Als seine Heimat 1919 zu Polen kam, wurde er an eine Leipziger Schule versetzt. Hier entdeckte er das Puppenspiel für sich, zunächst als Laienspieler im schulischen und außerschulischen Rahmen, dann als Redakteur der Zeitschrift „Das Puppentheater“, schließlich als Sammler und Forscher. Als international vernetzter Demokrat und SPD-Mitglied wurde er 1933 gemaßregelt, behielt aber weiterhin Distanz zum NS-Regime. Nicht einmal dem NS-Lehrerbund trat er bei, was sehr ungewöhnlich war und seiner schulischen Kariere schadete. Er gab das Spielen auf und konzentrierte sich auf das Sammeln. Am 1. April 1935 begann er mit dem ersten Inventarbuch. Ohne zu werten, trug er Materialien mit nationalistischem, nazistischem, kommunistischem und demokratischem Hintergrund zusammen. 1945 wurde Otto Link als einer der wenigen unbelasteten Lehrer Schulleiter und verlor diesen Posten wieder, als er sich weigerte SED-Mitglied zu werden. 1952 übereignete er seine private Sammlung dem Land Sachsen und wurde bis zu seinem Tode erster Leiter der „Staatlichen Puppenspielsammlung Dresden“ (später Puppentheatersammlung). Nach 1945 führte Otto Link keinerlei „Bereinigungen“ seiner Sammlung aus politischen Gründen durch, da er der Überzeugung war, dass das Material der Wissenschaft unverfälscht zur Verfügung stehen muss. Kleinere Vernichtungsaktionen, Überklebungen und Ausradierungen gab es erst unter seinen Nachfolgern, die niemals eine Demokratie erlebt hatten. In Otto Links Tradition wird die Sammlung heute fortgeführt.