Ausgangsbasis und Ansatzpunkt für das künstlerische Schaffen Juliane Schmidts ist ein intensives Beobachtung und Durchdringen Wollen ihrer Umwelt. Ephemere Systeme und formale Strukturen werden auf ihre Bestandteile heruntergebrochen und in eine neue, sinnlich erfahrbare künstlerische Form gebracht. Im performativen Schaffen der Künstlerin findet sich immer wieder das Spiel mit den Hör- und Sehgewohnheiten und oft ist sie zugleich auch Hauptakteurin in ihren Werken. Beides trifft auf "Olé" zu. Zu dem lebensgroß projizierten Bild ihrer Selbst wie sie, die Hände tief in den Taschen ihres weißen Kleides auf der Stelle marschiert, kombiniert sie zwei Tonspuren: Während das Rascheln den Raum erfüllt, das sie durch die Bewegung ihrer Hände erzeugt, die in den Taschen des Kleides bleiben, ist der Boléro über Kopfhörer zu hören. Zunächst kaum wahrnehmbar steigert sich das Rascheln des Kleides bis zur akustischen Ähnlichkeit mit Marschierenden und verläuft damit kongruent mit dem ständigen Crescendo des Boléro. Die unterschiedlichen Tonspuren des Bildes werden hier - entgegen unserer Erfahrung etwa aus dem Kino - entkoppelt und verweisen so auf die Konstruiertheit der uns mittlerweile vertrauten, kombinierten Musik-Geräusch-Untermalung filmischer Bilder.