Der travestirte Don Juan. Wilhelmi`s mech. Automaten- u. englisches Marionetten-Theater
Wilhelmi, Friedrich (1854-1936) - Marionettenspieler Schmidt, Max <Firma> (seit 1579 tätig) - DruckereiFriedrich („Fritz“) Wilhelmi (1854-1936) war der Sohn eines Markthändlers. Er bereiste im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts Thüringen und seine Umgebung mit einem Marionettentheater, 1891 kam er auch bis nach Schleswig-Holstein und Lübeck. Auf seinen Zetteln gab er sogar an, dass sein Theater im Jahre 1872 im Odeon in München, im neuen Schloss in Schwerin und im Saal-Theater des Königlichen Schauspielhauses in Berlin gastiert habe. Dies kann sich aber nur auf einen Vorgänger beziehen. 1901 erwarb Wilhelmi in Lauterberg am Harz ein Hotel, reiste aber außerhalb der Hotelsaison im Winter noch bis etwa 1906 mit dem Marionettentheater. Die eingelagerte Bühne verkaufte er 1911 für 3000 Mark an Hugo Genzel. Ab 1912 reiste Wilhelmi mit einem Wanderkino und errichtete 1927 in Lauterberg ein Lichtspielhaus. Seine Marionetten entstanden um 1880 und wurden teilweise von Wilhelmi mit seinen Initialen und Jahreszahl signiert. Der Puppenspielsammler Professor Kollmann lernte Wilhelmi um 1891 bei einem Urlaub in Lübeck kennen.
Sammlung Otto Link, Leipzig.
Otto Link (1888-1959) stammte aus Bromberg in Westpreußen, einer deutschen Stadt, umgeben von polnisch bevölkerten Dörfern. Er war Katholik und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Als Lehrer in Dorfschulen setzte er sich mit den kulturellen Gegensätzen auseinander. Er konnte polnisch und verstand auch andere slawische Sprachen ein wenig. Als seine Heimat 1919 zu Polen kam, wurde er an eine Leipziger Schule versetzt. Hier entdeckte er das Puppenspiel für sich, zunächst als Laienspieler im schulischen und außerschulischen Rahmen, dann als Redakteur der Zeitschrift „Das Puppentheater“, schließlich als Sammler und Forscher. Als international vernetzter Demokrat und SPD-Mitglied wurde er 1933 gemaßregelt, behielt aber weiterhin Distanz zum NS-Regime. Nicht einmal dem NS-Lehrerbund trat er bei, was sehr ungewöhnlich war und seiner schulischen Kariere schadete. Er gab das Spielen auf und konzentrierte sich auf das Sammeln. Am 1. April 1935 begann er mit dem ersten Inventarbuch. Ohne zu werten, trug er Materialien mit nationalistischem, nazistischem, kommunistischem und demokratischem Hintergrund zusammen. 1945 wurde Otto Link als einer der wenigen unbelasteten Lehrer Schulleiter und verlor diesen Posten wieder, als er sich weigerte SED-Mitglied zu werden. 1952 übereignete er seine private Sammlung dem Land Sachsen und wurde bis zu seinem Tode erster Leiter der „Staatlichen Puppenspielsammlung Dresden“ (später Puppentheatersammlung). Nach 1945 führte Otto Link keinerlei „Bereinigungen“ seiner Sammlung aus politischen Gründen durch, da er der Überzeugung war, dass das Material der Wissenschaft unverfälscht zur Verfügung stehen muss. Kleinere Vernichtungsaktionen, Überklebungen und Ausradierungen gab es erst unter seinen Nachfolgern, die niemals eine Demokratie erlebt hatten. In Otto Links Tradition wird die Sammlung heute fortgeführt.