Dieses Objekt ist Teil der Kollektion des Projektes "Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo”: Link der Kollektionsseite.

Die historische Aufnahme zeigt vermutlich eine Frau am Haus eines religiösen Spezialisten/Spezialistin. Da die Person auf einem Hocker für ehrwürdige Personen sitzt, ist sie vermutlich dieser Spezialist/in. Vor ihr liegen Geschenke (als Opfergaben) in Form von Textilien und einer Tonflasche. Auf den rituellen Platz und Kontext weisen besonders die figürliche Darstellung eines großen Legba unter einem Unterstand und die Trommeln hin. Es ist kein gewöhnliches Anwesen, die in der Regel mit kleineren Schutzfiguren am Eingang ausgestattet sind. Der Vergleich weiterer Fotos verortet die Situation in die Siedlung Bè, die sich am Togo-See befand und Zentrum des "Königreichs Bè" war. Das Foto vermittelt einen Einblick in die Glaubens- und Lebenssituation im Süden Togos am Ende des 19. Jh. (MVD, Silvia Dolz, 04.08.2023) (Ohiniko M. Toffa)

Die Sammlung, die aus dem Besitz der Familie von Ferdinand Oskar Marx (1862-1924) stammt, umfasst neben 27 Alltags-, Ritual- und Statusobjekten 77 Fotos in einem Album, die zeitgenössische Einblicke seines Aufenthaltes in Togo vermitteln. Ob Marx selbst die Aufnahmen machte oder eine der abgebildeten Personen ist, wurde leider nicht überliefert. Die Objektsammlung kommt höchstwahrscheinlich aus dem südlichen Teil der ehemaligen Kolonie „Togoland“, wo der Postangestellte Oskar Marx in den Jahren 1896 bis 1898 am Bau der Telegrafenlinie zwischen Lomé und Anécho beteiligt war. Festzuhalten ist, dass Gegenstände und Fotografien zunächst 40 Jahre im Privatbesitz der Dresdner Familie blieb und zudem erst 13 Jahre nach Marx‘ Tod ins Museum gelangte. Hieraus lässt sich schließen, dass es sich um private Erinnerungen seines Aufenthaltes in Togo handelt und nicht primär um Auftragsarbeiten für Museen, wie bei einigen anderen in der Kolonie anwesenden Europäern. (Toni Hanel, Silvia Dolz)