Nachdem Hubertus Giebe 1976 sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden abgebrochen hatte, entwickelten sich seine Bilder im folgenden Jahr weg von der lasierenden Maltechnik der Neuen Sachlichkeit und hin zu einem freieren, pastosen Farbauftrag mit expressivem Pinselgestus. Der Künstler steht hier in der Tradition der BRÜCKE-Maler. Neben den komplex komponierten und vielfigurigen "Geschichtsbildern", bei denen er in einer verschlüsselten Bildsprache gesellschaftliche Situationen kommentierte, entstanden zahlreiche Porträts und Aktdarstellungen. Zu Letzteren gehört auch der "Schwarze Akt vor Gelb" von 1988. Schon der Bildtitel rückt das formale Gestaltungsmittel der Farbe neben die Benennung der dargestellten Figur.
Der heftige Kontrast von Gelb und Schwarz dominiert das Motiv. Beide Farben behaupten sich dabei als autonome malerische Werte. Die bewegte gelbe Hintergrundfläche ist an keine gegenständliche Form gebunden, sondern läuft als freie gestische Struktur in der unteren Bildpartie aus. Das monochrome Schwarz begrenzt in Form zweier seitlicher Balken das eigentliche Bildmotiv. Der kontraststarke Akt scheint in das fahle Licht einer einzelnen hellen Lichtquelle gerückt. Jede verführerische Wirkung und selbst den Blickkontakt mit dem Betrachter verweigert der Künstler dem Modell.

(Text: Dietmar Elger, 2018)

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