Provenienz: Im Kunstgewerbemuseum wurden im Rahmen der Provenienzrecherche zwei aus Schloss Wilanów bei Warschau stammende Lackmöbel aus dem 18. Jahrhundert identifiziert – ein prunkvoller Kabinettschrank aus der Werkstatt des Dresdner Hoflackierers Martin Schnell (Inv.-Nr. 49341) und ein kleiner, französischer Damenschreibtisch (Inv.-Nr. 49346). Nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 erließ Hans Frank, Generalgouverneur im besetzten Polen, eine Verordnung, durch die der gesamte öffentliche Kunstbesitz und private Sammlungen beschlagnahmt werden konnten. Für Warschau war seit 1941 der deutsche Kunsthistoriker Alfred Schellenberg zuständig, der 1944 den Abtransport der in Wilanów verbliebenen Möbel und Kunstwerke nach Krakau veranlasste – danach verliert sich ihre Spur. Für die kommenden 45 Jahre ist bisher nicht nachweisbar, wo sich der Kabinettschrank und der Damenschreibtisch befanden, erst 1989 werden sie Kunstgewerbemuseum unter dem Hinweis „unbekannte Herkunft“ inventarisiert. Vielleicht gelangten sie nach dem Abtransport aus Wilanów durch Schellenberg schon 1944 nach Dresden? Vielleicht kamen sie auf dem LKW des ehemaligen Provinzialkonservators von Niederschlesien, Günther Grundmann (der bei der Evakuierung vor der nahenden Front einen Teil der polnischen Kunstschätze mitnahm) im Februar 1945 nach Sachsen? Vielleicht waren sie bei den Anfang 1945 im Auftrag Franks auf dem Schienenweg stattgefunden Abtransporten polnischen Kulturgutes dabei? Für beide Möbel ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass sie von der deutschen Wehrmacht in Wilanów geplündert wurden. Nachdem auf politischer und juristischer Ebene die entsprechenden Einigungen geschlossen worden waren, konnte der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen aus Anlass eines Besuchs in Warschau 2016 die beiden Möbel unter großem Medieninteresse in Wilanów feierlich an den polnischen Kulturminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten Polens übergeben.