Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer Gal.-Nr. 2336
Ort, Datierung
Material und Technik
Abmessungen
111,5 x 84,5 cm
Museum
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2336
Vor einer aufgewühlten nächtlichen Meereslandschaft sitzend, in der Linken eine Lyra – antikes Symbol der Musik, Harmonie und singbaren Dichtkunst, Attribut der Musen Erato und Terpsichore-, schlägt die Frauenfigur in grünem Gewand den Betrachter frontal in Bann. Präsentiert auf der Internationalen Kunstausstellung Dresden 1897 entwickelte sich das Bild rasch zu einem Publikumsmagneten - als berechnetes »Auffallen um jeden Preis« stand es aber auch stark in der Kritik (Ferdinand Morawe, 1897). Das fahle Gesicht, seine ebenmäßigen Züge, die verschatteten Augen und vollen Lippen strahlen eine entrückte Sinnlichkeit aus-nah und doch unnahbar, gleich einer lichtvollen Erscheinung: »Fata Morgana«-diesen Titel trägt auch ein Satz aus der 1889 im Leipziger Gewandhaus uraufgeführten Symphonie-Ode »Das Meer« des in Dresden wirkenden Dirigenten und Komponisten Jean Louis Nicodé, nach Dichtungen des Direktors der Gemäldegalerie, Karl Woermann. Unger dürfte mit dem Stück gut vertraut gewesen sein, hat er Nicodé doch auch persönlich gekannt, spätestens seit 1897; in jenem Jahr schuf er für den Tonkünstler ein Konzertplakat. Zweifellos hat Musik im Fall der »Muse«-insofern ein regelrechtes Programmbild für den Zusammenklang der Künste um 1900 - als eine zentrale Inspirationsquelle gedient. Aus dem Bereich der Bildenden Kunst sind, neben den ätherischen Wesen eines Dante Gabriel Rossetti, zwei konkrete Vorbilder auszumachen: Arnold Böcklin und sein Gemälde »Meeresbrandung (Der Schall)« von 1879 in der Berliner Nationalgalerie und vor allem der Leipziger Mentor de r sächsischen Symbolisten, Max Klinger. Das beeindruckende Blatt »Evocation« aus seinem 1894 vollendeten Grafikzyklus »Brahmsphantasie« dürfte für Unger 1896 auch bei der Gestaltungeines international beachteten Plakats für Estey-Orgeln anregend gewesen sein. Referenzen an Böcklin birgt aber nicht nur das Motiv der Muse vor majestätischer Meeresstimmung; auch in koloristischer Hinsicht klingen Einflüsse an. Trotz des dunklen Grundtons und des reduzierten Farbenspektrums besitzt das Bild eine intensive Leuchtkraft. Mit derart malerischen Mitteln steigerte Unger auch den sinnlichen Gehalt des Bildes, lenkt er den Betrachterblick zielgerichtet auf das hell leuchtende Antlitz der weiblichen Figur. Ihr eindringlicher, visionärer Blick aus großen Augen war ein Erfolgsmodell - Parallelen zeigen sich in Ungers Reklamekunst. Bereits vorgeprägt in einerPlakat-Lithografie von 1896, vor einer am Meer untergehenden Sonne, wiederholt sich dieses einprägsame Frauengesicht wenig später in der »Lichtgöttin« als werbewirksames Signet für die Ernemann’schen Fotowerke. Dort wird mit zwei flankierenden+ Säulen wohl auch der einem Renaissancealtar nachempfundene, aufwendig gestaltete Rahmen der »Muse« angedeutet, der nach tiefgreifender Beschädigung während der Flut des Jahres 2002 jüngst restauriert werden konnte.
(Andreas Dehmer: 2010)
Signatur, Bezeichnung, Inschriften
Bezeichnet links unten: HANS UNGER 97
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