„Egypten ist eine ‚Persönlichkeit‘, deren erhabene Heiligkeit nur Dem vor die Augen tritt, der direct vor sie tritt und sich nicht mit tausend kleinen und kleinlichen Bildern belastet, die er unterwegs aufgelesen hat. Dieses Kleine mag er auf der Rückreise betrachten, wenn das Große in ihm unvergänglich geworden ist.“ Karl May verfasste diese Zeilen, in denen das Erlebnis der Tempel und Grabanlagen von Theben nachwirkte, am 5. Juni 1899 auf einer Schiffsfahrt von Luxor nach Assuan. Doch ist ein direktes Ägypten-Erlebnis nicht zwingend notwendig, um von der Kraft der alten Kultur des Landes fasziniert zu sein. Die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts – von Orientmalern wie Gentz über Slevogt, Hoetger, Archipenko, Giacometti, Klee bis hin zu Antes, Twombly, Kiefer – steckt voller Reminiszenzen und Inspirationen, die sich aus der Rezeption Ägyptens speisen.
Für das Dresdner Albertinum schuf Ulrich Rückriem eine überlebensgroße, stelenförmige Skulptur, die nicht figürlich ist, aber doch das Vorbild einer altägyptischen Stand-Schreitfigur in sich birgt. Die starke Reduktion, Symmetrie und strenge Monumentalität spiegeln die Formprinzipien altägyptischer Kunst und entsprechen einer ästhetischen Radikalität, die sich bereits die frühe Moderne zu eigen gemacht hatte. (Autor: Andreas Dehmer, 2018)

2010 vom Künstler erworben mit Unterstützung von Paragone Dresden e.V., Freundeskreis der Skulpturensammlung und von Museis Saxonicis Usui – Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e.V.