Um 1600 machten sich Veränderungen in der Gestaltung von Schmuckanhängern bemerkbar. Zur spanisch beeinflussten Mode trug man bisher Schmuckstücke aus kompakten, gegossenen Formen mit geschlossenem Umriss. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts lösten sich die festen Formen der Kleinode auf. Auf der nun durchbrochenen Grundplatte montierte der Goldschmied mit Hilfe von Stiften Figuren, szenische Darstellungen, aus Edelsteinen gebildete Monogramme und gefasste Edelsteine. Die Figuren posieren oder agieren wie auf einer kleinen Bühne.
Die beiden sich umarmenden Frauen symbolisieren, nach der rückseitig angebrachten Inschrift, „Prudens et Simplex“, die Klugheit und die Schlichtheit. Wahrscheinlich hielten sie als Attribute eine Waage und einen Palmzweig in den Händen, wie die Personifikationen von Pax und Justitia (Frieden und Gerechtigkeit) auf dem Anhänger VIII 299. Auch in den restlichen fehlenden Stücken glichen sich die beiden Anhängestücke. So war der Klugheit, dem Pretioseninventar von 1725 zufolge, die aufgeschlagene Gesetzestafel mit einem weißen Totenköpfchen darunter zugeordnet, während gegenüber ein weißes Lämmchen mit goldenem Kreuz stand. Die ebenfalls noch 1725 erwähnten Obelisken und die bekrönenden weiße Taube gibt es nicht mehr. Die vielen übereinstimmenden Details ließen Walter Holzhausen 1935 zu dem Schluss kommen, dass beide Kleinode die Verkörperungen von Pax und Justitia darstellen. Die rückseitige Inschrift dieses Stückes, „Prudens et Simplex“ kommentierte er nicht.