Über die Modellierung der Eule berichtet Kaendler im Oktober 1731: »Was ich seynd dem 22 juny an auff Ihro Majest der Königl Porcelain•Manufactur bis hierher velfertiget ist folgendes: » ... N6 Eine große Eule auff einen Postament wo von auch Ihm Majest schon bekommen« (Pietsch 2002, S. 17). Damit zwischen den dünnen Beinen der Eule kein Zwischenraum entstand, der höchste Instabilität beim Brennvorgang verursacht und das Zusammensinken des Körpers verursacht hätte, setzte Kaendler den Vogel mit seinen mächtigen Krallen auf einen Felsen, der bis an die Bauchfedern heran reicht. Den Kopf nach links gedreht, blickt die tagsüber fast blinde Eule mit aufgerissenen Augen, aber halb geschlossenen Pupillen in die Umgebung und hält dabei ihre Beute, eine getötete Maus in ihrer rechten Kralle. Hier erweist sich Kaendler wie so oft als ein genauer Beobachter der Natur, der schließlich auch über die speziellen Eigenheiten und die Lebensweise seiner Kreaturen Bescheid wusste. Das Inventar des Japanischen Palais von 1770 und 1779 verzeichnet lediglich Eulen, »so Mäuse im Maule haben«, Eulen mit Mäusen in der Kralle sind jedoch nicht genannt.