Die Form dieser großen, flachen Schüssel mit zwölffach facettiertem Rand und Flechtwerkrelief auf der Fahne wurde 1735 im Auftrag des Reichsgrafen Aleksander Józef Sułkowski in Meissen eingeführt. Bis heute wird dieser Reliefdekor deshalb auch „Sułkowski-Ozier“ genannt („osier“ = französisch für Korbweide). Er zierte alle Geschirre des umfangreichen Tafelservices für den einflussreichen sächsisch-polnischen Minister. Bemalt waren die Serviceteile mit Sułkowskis Wappen sowie dem gleichen Streudekor, den auch diese Schüssel trägt und der bereits 1734 für das sogenannte Krönungsservice Augusts III. verwandt wurde (Inv. Nr. PE 7441). Der locker verteilte malerische Dekor aus Blumen und Reisigbündel im Stil des japanischen Kakiemon ist besonders gut geeignet, die weißen, glatten Flächen der Geschirre zu schmücken und zugleich kleinere Brandfehler und Unreinheiten in der Glasur zu kaschieren.

Die Schüssel wurde 1737 zusammen mit 75 weiteren unterschiedlich großen Exemplaren sowie 30 Leuchtern (Inv. Nr. PE 5131) mit übereinstimmendem Streudekor in das Japanische Palais geliefert und im Inventar der königlichen Sammlung verzeichnet. August III. bestellte in diesen Jahren in Meissen gleich mehrere Tafelservice mit Reliefdekoren und Streublumen im Kakiemon-Stil als königliche Präsente für sächsische und polnische Adelige, die allerdings neben Schüsseln auch eine Reihe weiterer Geschirrformen wie Teller, Schalen, Terrinen, Saucieren, Messerhefte oder Gewürzgefäße umfassten. (Julia Weber, 2021)