Der Frauenrock weist im zentralen Feld ein schlichtes, als Rautennetz mit Konturhaken ausbildetes Kettikatdesign auf. In den breiten Randpaneelen wechseln sich einfarbige blaue und rote Kettstreifen mit ikatgemusterten Bändern ab. Ikatröcke sind nur zu festlichen Gelegeheiten getragen worden. Das Textil gelangte bereits vor 1865 in die ethnographischen Sammlungen des Königlichen Historischen Museums Dresden und wurde nach Gründung des Königlichen Ethnographischen Museums (1875/1878) an dieses überwiesen. Als Sammler und Schenker gilt der gebürtige Bautzner Wolf Curt von Schierbrand (1807-1888), der von 1825 bis 1865 im niederländischen Kolonialdienst stand. Seit den 1850er Jahren sandte er umfangreiche zoologische und ethnographische Sammlungen nach Dresden, zu denen vermutlich auch dieser Rock gehörte. In den Archivdokumenten wird er als Rock aus Süd-Borneo beschrieben. Derartige Röcke sind jedoch von Iban und verwandten Bevölkerungsgruppen im Nordwesten und Westen Borneos hergestellt worden. Möglicherweise liegt hier auch eine Verwechslung mit den Sammlungen des preußischen Militärs Oscar von Kessel vor, der ebenfalls in der niederländisch-ostindischen Kolonialarmee diente. Zwischen 1846 und 1848 hielt er sich zu kartographischen Aufnahmen entlang des Kapuas im Westen Borneos auf und erwarb während dieser Jahre eine große Sammlung, zu der auch zahleiche Textilien gehörten. (PM, 2022)