Das aufgeknöpfte Kleid der Amme gibt den Blick auf ihre pralle Brust frei, die ebenso wie der Rumpf des Kindes aus einer buckligen Barockperle gebildet ist. Das weiße, opake Email von Gesicht und Armen der Frau sowie vom Körper des Kleinen wurde nicht mehr mit einem fleischfarbenen Hautton übermalt, so daß das Inkarnat etwas puppenhaft Unnatürliches besitzt. Zahlreiche Diamanten schmücken den Rocksaum ihres blau-grün emaillierten Kleides und den Stuhl, auf dem sie sitzt.
Die geschwungene Form des Sockels findet sich bei einer ganzen Reihe der von dem Frankfurter Händler Guillaume Verbecq angekauften Perlpretiosen wieder, vertritt jedoch eine ungewöhnliche und originelle Variante diese Typus. Er ist auf der Vorderseite offen und nicht außen, sondern innen bemalt. Sein Inneres verwandelt sich auf diese Weise in eine Wohnstube: ein gefließter Fußboden, hohe, von grünen Vorhängen gesäumte Fenster, Tische, Stühle und ein Säulenportikus, der den Blick in einen weiteren Raum öffnet, definieren den Lebensraum der Amme. Die in der Tradition der holländischen Genremalerei stehende Erzählfreudigkeit sowie die Einbettung der Figur in ein Umfeld verbindet die Amme mit dem Schlittschuhläufer (VI 96), der freilich eine subtilere Art der Umsetzung zeigt.
In der Sammlung des Grünen Gewölbes befindet sich eine weitere Amme mit Kind, die zusammen mit ihrem Pendant, einem Schuster, von Verbecq angekauft wurde. Die beiden elfenbeinernen Figuren, deren vergoldeter Silbersockel sich öffnen ließ, waren ebenfalls im Eckkabinett aufgestellt.