Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 01229
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Dieses Objekt ist Teil der Kollektion des Projektes "Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo”: Link der Kollektionsseite.

Der aus Holz geschnitzte Bogen wurde teilweise mit Tierhaut von Schlangen und Varanen, sowie mit Leder umwickelt. Der Bogen besitzt eine Sehne aus gedrehter Tiersehne. Auf dem Katalogzettel wird der Bogen den „Nadjaba“ zugeordnet. Die Bezeichnung passt unseres Wissens nach weder zu einer Bevölkerungsgruppe noch einem Ort oder einer Region. In den Archivakten zu Thierry findet sich eine von ihm gezeichnete Karte, in der er eine Region namens „Nadjaba“ zwischen Sansanné-Mango und Pama, sowie westlich vom Oti-Fluss eingezeichnet wurde. Normalerweise wird in dieser Region eher die Bevölkerung der Tchokossi oder Gurma verortet. Die Tchokossi, die auch Anufo genannt, gehörten damals mehrheitlich dem Islam an. Die Hauptstadt des in Nordtogo dominierenden Tchokossi-Reiches, einer Monarchie, war Sansanné-Mango. Die Gurma bzw. Grumantche leben heutzutage im Südosten Burkina Fasos, im Westen Nigers, sowie im Norden Benins, Ghanas und Togos. Die Hauptstadt des Königreichs Gourma oder Gulmu war zuerst Pama und ab dem 18. Jahrhundert Fada N’Gourma.
Es handelt es sich um eine Waffe, die sowohl im Jagd- als auch im Kriegskontext eingesetzt wurde und die höchstwahrscheinlich von den nördlich lebenden Menschen stammt (Dr. Ohiniko M. Toffa). Eine Bogen- und Speerkultur gibt es vor allem im nördlichen Teil von Togo, Ghana, Benin, Nigeria und im südlichen Teil von Burkina Faso. In einigen Gebieten gibt es Gruppen, die sich speziell mit dem Bogen identifizieren, wie die Kabiyé in Togo, die Betambaribe (ehemals Somba) in der Republik Benin und die Dagomba aus Ghana. Der Bogen wird als persönlicher Schmuck für Männer angesehen und mit Amuletten mystisch geschützt. Die Bögen werden im Allgemeinen für die Jagd verwendet. Wenn die Gemeinschaft in einen Konflikt gerät, wird der Bogen zur Waffe, was besonders in der Kolonialzeit der Fall war. Heutzutage haben diese Familien Schwierigkeiten, das Wissen über die Bögen an ihre Erben weiterzugeben, was zu einem kulturellen Verlust führt. (Dr. Emery Patrick Effiboley)
Gaston Thierry (1866-1904) wurde im preußischen Militär ausgebildet und war zwischen 1896 und 1902 an mehr als 15 Militärfeldzügen in der deutschen Kolonie Togo beteiligt. Thierry war in Togo zunächst Assistent von Hans Gruner. Im Dezember 1896 wurde ihm die Stationsleitung in Sansanné-Mango übertragen. Anfang November 1897 entledigte sich Thierry des lokalen Tchokossi-Königs Nbema Sabie, nachdem dieser sich geweigert hatte, die deutsche Oberhoheit anzuerkennen und bereits bestehende Verträge mit Großbritannien und Frankreich zu kündigen. Den Widerstand der Bevölkerung ließ Thierry militärisch niederschlagen und veranlasste daraufhin die „Wahl“ eines neuen, ihm loyalen Königs von Mango. Er ersetze auch den Limam, den höchsten islamischen Würdenträgern. Es war auch nicht unüblich, dass sich Kolonisatoren untereinander Objekte schenkten, verkauften oder tauschten. Thierry unternahm aber vor allem Raubzüge zur persönlichen Bereicherung und verkaufte die sich angeeigneten Objekte an deutsche Museen. Auch von Sansanné-Mango aus führte er zahlreiche Feldzüge gegen die umliegenden Bevölkerungen an. Zwischen Mai und Oktober des Jahres 1897 versuchte Thierry eine deutsche Station in Pama, einer Stadt in der Region Gurma im heutigen Burkina Faso, einzurichten. Von dort führte Thierry Kriegszüge gegen umliegenden Ortschaften durch. Die Etablierung der deutschen Kolonialmacht um Pama scheiterte allerdings, da nach den kolonialen Grenzziehungen desselben Jahres Pama den Franzosen zufiel. Somit könnte sich Thierry den Bogen bei einer dieser sogenannten Strafexpeditionen angeeignet haben. Unter anderem aufgrund dieses Verhaltens wurde gegen Thierry eine interne Untersuchung eingeleitet und anschließend nach Kamerun versetzt. Selbst nach seinem Tod 1904 waren seine Kolonialverbrechen Thema im deutschen Parlament. (Künkler 2022, Lang und Nicklisch 2021, Sebald 1988; 2013; 2014) Dem Leipziger Völkerkundemuseum verkaufte Thierry insgesamt 243 Objekte, von denen 18 als vermisst gelten. Im Jahr 1900 verkaufte Gaston Thierry den Bogen an das Museum. Die Waffen in seiner Sammlung stellen sehr wahrscheinlich alle Kriegsbeute dar. (MVL, Marlena Barnstorf-Brandes, 23.02.2023)
Kultureller Kontext
Cakosi (geographisch-stilistische Einordnung - [Herstellung]), Gurma (geographisch-stilistische Einordnung - [Herstellung])
Reproduktion
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