Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 06986
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Dieses Objekt ist Teil der Kollektion des Projektes "Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo”: Link der Kollektionsseite.

Diese Tasche wurde aus Tierhaut mit gemustertem Fell genäht. Die Schnüre und Bänder an der Tasche wurden ebenfalls aus Tierhaut angefertigt. Das Innere besteht aus leinwandbindigem Baumwollgewebe mit rot, blau und weißem Streifenmuster. Der Inhalt der Tasche besteht aus vier Lehm- bzw. Ton-Kugeln, einer Kugel aus einer schwarzen Masse, einem Stück weißgrauer Masse, einem Streifen Rinde, einem kleinen Holzmesser ohne Griff in einer Lederscheide, einem Kaurischneckengehäuse, sowie zwei kleinen Knochen und dem Eckzahn eines Raubtiers.
Des Weiteren gehören elf weitere inventarisierte Objekte zum Inhalt der Tasche, die in der Datenbank als Augenschwärze, Schminkdose, Amulette, Blitzstein und als Halsschmuck aufgeführt sind.
Laut Dr. Ohiniko M. Toffa handelt es sich hierbei um die private und persönliche Reisetasche und die Werkzeuge eines Bimoba-Priesters oder Kriegers. Die vier Lehmkugeln sind ein Heilmittel gegen Mumps und gegen einen steifen Nacken. Die weißgraue Masse wird vom Priester für den Schlangengott, der Viper, die im Sand lebt, angefertigt und könnte potenziell als Heilmittel gegen Schlangengift zum Einsatz gekommen sein. Das Material als auch die Bedeutung der schwarzen Masse ist unklar. Der Löwenzahn steht für Kraft und Unbesiegbarkeit. Die Knochen stammen potenziell von einer Eule. Das Messer mit Scheide ist für den Aderlass gedacht. Beim Streifen Rinde könnte es sich auch um Tierhaut handeln. Auch die separat inventarisierten Inhalte der Tasche stellen religiöse Ritualobjekte, Heilmittel und persönliche Schutzamulette dar.
Dr. Emery P. Effiboly fügt hinzu, dass es sich zwar um die Tasche eines Heilers handelt, es aber keinen Hinweis darauf gibt, dass es sich um einen Ifa Priester (in Fongbe und Gungbe: bokonon; in Yoruba: babalawo) handelt. Diese Art von Tasche wird Aglo genannt und sein Inhalt ist geheim. Sollte es sich um die Aglo eines Heilers handeln, stellt der Inhalt diverse Heilmittel dar, die er bei sich trug, da er nie wusste auf welche Krankheiten er treffen wird. Der Löwenzahn als Talisman, überträgt die Macht des Tieres, als König des Waldes, auf den Menschen.
Laut Katalogzettel stammt die Tasche von den "Moba" (Selbstbezeichnung Bimoba). Sie wurde im Jahr 1901 von Gruner dem Museum geschenkt. Hans Gruner (1865-1943) war Naturwissenschaftler und von 1892-1914 Kolonialbeamter in der deutschen Kolonie Togo. Er hatte u.a. die Leitung der Station "Misahöhe" (1892-1896 und 1899-1914) und "Sansanné-Mango"(1896-1899), sowie der "Deutschen Togo-Hinterland-Expedition" (D.T.E.) von 1894-1895 inne und war Teil zahlreicher anderer sog. Strafexpeditionen. Gruner schenkte dem Museum 168 Objekte. Die Waffen wurden wahrscheinlich als Kriegsbeute erworben. Bei religiösen und geheimen/ heiligen Objekten sowie denen, die hochrangigen Persönlichkeiten gehörten, ist es unwahrscheinlich, dass diese freiwillig abgegeben worden sind.
Das Reich der Bimoba befand sich nördlich und westlich von Sansanné-Mango. Als Gruner dort Stationsleiter war, befiehlt er Oberleutnant Gaston Thierry im November 1897 die Route von Sansanné-Mango nach "Mossi", ein Gebiet um Ouagadougou im heutigen Burkina Faso, gegen die angeblichen Räubereien der Bimoba abzusichern. Thierrys Truppen brennen drei Ortschaften nieder und versuchen die Bimoba in kriegerischen Auseinandersetzungen zu unterwerfen. Im Februar 1898 zieht Thierry erneut gegen die Bimoba in den Krieg und überfällt die Menschen in der Landschaft Dapaong. Während dieser Kriege könnte Thierry Eigentum der Bimoba entwendet und Hans Gruner überreicht haben. Das Schenken von Kriegsbeute war zwischen Kolonialverbrechern nicht unüblich. Allerdings zieht Hans Gruner am 06. Mai 1899 auch selbst in den Krieg gegen die Bimoba. Auch er marschiert bis in den Norden zu den Ortschaften Dapaong und Kantindi, um die Bevölkerung gewaltsam zu unterwerfen. Am 30. Mai kehrt Gruner zurück nach Sansanné-Mango. (Trierenberg 1914) Somit wäre es wahrscheinlich, dass die den Bimoba zugeordneten Objekte in der Sammlung Gruners auf diese sogenannte Strafexpedition zurückzuführen sind. (MVL, Marlena Barnstorf-Brandes, 10.01.2023)
Kultureller Kontext
Moba (Herstellung)
Reproduktion
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