Dieser prächtige Gläserkühler fällt durch seine Größe und die Dünnwandigkeit des Scherbens auf. Die Proportionen des Gefäßes sind harmonisch aufeinander abgestimmt. Die gesamte Oberfläche, innen und außen, ist poliert. In die kleinen Aussparungen am oberen Rand wurden die Gläser am ihrem Fuß zum Kühlen in das mit Eiswasser gefüllte Gefäß gehängt.
Das Modell für dieses Gefäß hat vermutlich der Dresdner Hofgoldschmied Johann Jacob Irminger (1635 - 1724) geschaffen. Das golden leuchtende Bandelwerk auf dem Gläserkühler ist durch Ornamentstiche von Paul Decker d. Ä. (1677 - 1713) oder Jean Bérain (1637 - 1711) inspiriert. Es liegt wie eine kostbare Spitze auf der matt schimmernden Oberfläche des Scherbens. Vergleiche mit rot lackierten Holzvasen, die der Hoflackierer Martin Schnell (um 1675 - um 1740) 1727 in das Japanische Palais lieferte und die einen sehr ähnlichen, linear-grafischen Dekor tragen wie dieses Becken aus Böttgersteinzeug, legen nahe, auch hier in Schnell den Meister des Dekors zu erkennen. Ab 1712 wird er in den Lohnlisten der Porzellanmanufaktur geführt. Dort hat er vermutlich Dekore auf Steinzeug und Porzellan entworfen und auch ausgeführt. Bis in die dreißiger Jahre des 18. Jahrhunderts lassen sich Zeugnisse seiner Lackarbeiten auf ostasiatischem Porzellan, auf Holz und Metall sowie auf textilen Untergründen nachweisen. (Anette Loesch 2006)