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Ort, Datierung
Afrika, Nord-Togo, vor 1901
Abmessungen
123 x 25 x 21 cm
Inventarnummer
MAf 06973
Dieses Objekt ist Teil der Kollektion des Projektes "Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo”: Link der Kollektionsseite.

Die Holzskulptur wurde aus Holz geschnitzt. Figuren in dieser Größe repräsentieren Gründer von Familienverbände der Bimoba und werden tchicherik genannt. Sie wurden an heiligen Orten aufgestellt und in die Ahnenverehrung einbezogen. Kleinere Figuren tchicherik befanden sich auch im individuellen oder familiären Besitz. Die Figur ist aus einem Stück Holz geschnitzt und stellt den menschlichen Körper abstrahiert dar. Das Gesicht ist mit wenigen Ritzzeichen angedeutet. (Christine Seige)
Es handelt es sich um einen sehr privaten Schutzgegenstand, an dem sich zeigt wie die Intimität der kolonialisierten Menschen betroffen ist. Die Figur schützt seine*n Besitzer*in, als auch die Familie. Er oder sie hat die Figur bei sich oder verwahrt sie an einem sicheren Ort, z.B. in seinem Haus oder Zimmer. (Dr. Ohiniko M. Toffa) Diese anthropomorphe Skulptur mit verschiedenen Körperteilen und einem kaum sichtbaren Gesicht diente als Schutzobjekt und hatte die gleiche Funktion inne wie die Legba bei den Yoruba und verwandten Kulturen. (Dr. Emery P. Effiboley)
Auf dem Katalogzettel heißt es: „Stand vor einem Gehöft, anscheinend als Idol dienend. Schutzmittel gegen Krankheit?“
Die Figur wurde im Jahr 1901 von Gruner dem Museum geschenkt. Hans Gruner (1865-1943) war Naturwissenschaftler und von 1892-1914 Kolonialbeamter in der deutschen Kolonie Togo. Er hatte u.a. die Leitung der Station "Misahöhe" (1892-1896 und 1899-1914) und "Sansanné-Mango"(1896-1899), sowie der "Deutschen Togo-Hinterland-Expedition" (D.T.E.) von 1894-1895 inne und war Teil zahlreicher anderer sog. Strafexpeditionen. Gruner schenkte dem Museum 168 Objekte. Bei religiösen und geheimen/ heiligen Objekten sowie denen, die hochrangigen Persönlichkeiten gehörten, ist es unwahrscheinlich, dass diese freiwillig abgegeben worden sind.
Das Reich der Bimoba befand sich nördlich und westlich von Sansanné-Mango. Als Gruner dort Stationsleiter war, befiehlt er Oberleutnant Gaston Thierry im November 1897 die Route von Sansanné-Mango nach "Mossi", ein Gebiet um Ouagadougou im heutigen Burkina Faso, gegen die angeblichen Räubereien der Bimoba abzusichern. Thierrys Truppen brennen drei Ortschaften nieder und versuchen die Bimoba in kriegerischen Auseinandersetzungen zu unterwerfen. Im Februar 1898 zieht Thierry erneut gegen die Bimoba in den Krieg und überfällt die Menschen in der Landschaft Dapaong. Während dieser Kriege könnte Thierry Eigentum der Bimoba entwendet und Hans Gruner überreicht haben. Das Schenken von Kriegsbeute war zwischen Kolonialverbrechern nicht unüblich. Allerdings zieht Hans Gruner am 06. Mai 1899 auch selbst in den Krieg gegen die Bimoba. Auch er marschiert bis in den Norden zu den Ortschaften Dapaong und Kantindi, um die Bevölkerung gewaltsam zu unterwerfen. Am 30. Mai kehrt Gruner zurück nach Sansanné-Mango. (Trierenberg 1914) Somit wäre es wahrscheinlich, dass die den Bimoba zugeordneten Objekte in der Sammlung Gruners auf diese sogenannte Strafexpedition zurückzuführen sind. (MVL, Marlena Barnstorf-Brandes, 09.01.2023)
Kultureller Kontext
Moba (Herstellung)
Tom Phillips: Afrika : die Kunst eines Kontinents, München 1996, Abb. S. 454 (Bibl.MVL: 3:13508)

Dieter Gleisberg: Merkur & die Musen : Schätze der Weltkultur aus Leipzig; eine Ausstellung aus der Deutschen Demokratischen Republik im Künstlerhaus Wien, 21.9.1989 - 18.2.1990, Wien 1989, S. 601, Abb. S. 300, Abb. V/6/8 (Bibl.MVL: 3:12725)
Reproduktion
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