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Ort, Datierung
Afrika, Ghana, Landschaft Kumasi, Djaki, vor 1906
Abmessungen
37 x 53 x 29 cm
Inventarnummer
MAf 11891
Dieses Objekt ist Teil der Kollektion des Projektes "Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo”: Link der Kollektionsseite.

Im Jahr 1906 schenkte Adam Mischlich 91 Objekte (MAf 11847 - MAf 11937) an das MVL, von denen sieben als Kriegsverlust gekennzeichnet sind. Sie sollen alle von der Glaubensgemeinschaft Fofie stammen und Gegenstände der Gottheit Fofie darstellen. Ursprünglich kommt die Gemeinschaft angeblich aus Kumasi im heutigen Ghana. Die Gemeinschaft zog laut Archivrecherchen Anfang des 19. Jahrhunderts nach „Kepatasso (Gebatásso, Tariassó), nördlich von Kete-Kratschi“ (Antze 1907). Mischlich soll sich die Attribute des Fofie während deren Rücktransports nach Kumasi in Kete Krachi angeeignet haben. In einem Brief an das Museum vom 18. November 1906 schreibt er: „hier konnte der [Fofie] erworben werden, unter Anwendung von viel Mühe & Geduld und… List.“ (MVL 1906/41, Adam Mischlich) Laut Dr. Emery Patrick Effiboley drängt sich bei dem Fofie-Konvolut der Gedanke auf, dass sie weder geraubt noch in einem physisch gewaltsamen Kontext weggenommen wurden, sondern wahrscheinlich in einem Kontext, in dem sich der Besitzer der Objekte entledigte, weil er möglicherweise zum Christentum konvertierte und ihm versprochen wurde, in den Himmel zu kommen, wenn er Christus folgt.
Adam Mischlich (1864-1948) arbeitete ab 1890 als Missionar für die Basler Mission, erst an der Goldküste (Ghana) und ab 1894 in Togo. Nachdem er 1897 aufgrund eines sexualstrafrechtlichen Skandals aus der Basler Mission ausschied (Erbar 1991), trat er in den Dienst des Gouvernements Togo. 1898 übernahm er die Leitung der Station Kete-Kratschi (heute Kete Krachi, Ghana) und 1913 die der Station „Misahöhe“ (bei Kpalimé, Togo). Die Unterdrückung der lokalen Bevölkerung als auch die Ausführung der kolonialen Gerichtsbarkeit unterlagen ihm als Stationsleiter. (Meyer-Bahlburg 1994) Der missionarische Hintergrund ist bezüglich seiner Objektaneigungen von Bedeutung, da Christianisierung meist mit dem Entzug religiöser Gegenstände einherging, die von Wert für den traditionellen Glauben der lokalen Bevölkerungen waren. Diese wurden sich oft von Missionaren angeeignet und teils deutschen Museen verkauft.
Der Autor eines Beitrages über die Fofie-Objekte im Jahrbuch des städtischen Museums für Völkerkunde zu Leipzig von 1907, Dr. G. Antze, gibt Mischlich wieder: „Der [P]riester, der den Fofie nach Kepatasso überführte, hieß Asare. Nach seinem Tode erhielt, da stets abwechselnd ein Priester und eine Priesterin eingesetzt wurden, die Frau Akuya das Priesteramt. Ihr Nachfolger Nyankunkra starb 1905. Akousa, die sechzigjährige Tochter der Akuya, sollte jetzt Priesterin werden, weigerte sich aber, das Amt zu übernehmen. Daraufhin beschloß man, den [Fofie) wieder in seine Heimat Djaki zurückzubringen.“ Laut Dr. Ohiniko Toffa sollten die Fofie-Objekte damals an ihren Ursprungsort zurück, da der Gott Fofie keine:n Nachfolger:in als Diener:in fand. Dass keine Nachfolger:in gefunden wurde, ist nachvollziehbar, da viele Religionen in der Zeit unter dem Einfluss des Christentums zerfielen. Wenn dies der Fall war, mussten die rituellen Gegenstände am Ursprungsort, an dem der Gott sich offenbart hat, beerdigt und dieser dadurch befreit werden, um negative Nachwirkungen vorzubeugen.
Laut Antze besteht der Fofie „aus acht Personen, dem älteren Fofie, dem jüngeren Fofie, ihrem gemeinsamen Weibe Nsuoya und fünf Söhnen. Von diesen sind drei die Söhne des älteren Fofie und der Nsuoya: Kobinko, Pa, Tano. Die beiden anderen sind die Söhne des jüngeren Fofie und der Nsuoya: Kobinko und Nyembo.“ Laut Gastkurator Michael Gyimah ist es sehr wahrscheinlich, dass die Fofie-Objekte von den Akan, genauer gesagt den Asante stammen. Dies legen unter anderem die Akan-Namen der acht Personen aus denen der Fofie besteht, sowie seine ursprüngliche Herkunft aus der ehemaligen Asante-Hauptstadt Kumasi nahe. Bei MAf 11891, einem hier sogenannten “Fofie Priesterstuhl”, steht allerdings die Vermutung im Raum, dass es sich um ein Objekt der Ewe handeln könnte. Bisher wurde keine abschließende Zuordnung der Objekte zu einer Bevölkerungsgruppe vorgenommen. Asante und Ewe lebten beide in der Region um Kete Krachi und die Namen der Fofie stellen Wörter in der Sprache der Akan als auch der der Ewe dar. Dr. Ohiniko M. Toffa weist auf Meera Venkatachalams (2012) Forschung hin, die aufzeigt, dass es den Fofie-Glaube auch bei den Anlo-Ewe gab, um die Erinnerung an ihre eigene Einbindung in den Sklavenhandel aufrechtzuhalten und Buße für ihre Sünde die eigenen Landsleute verkauft zu haben, zu tun.
Auch über die Bedeutung der Wegnahme der Objekte war sich Mischlich im Klaren: „Noch vor ungefähr zehn Jahren würde wegen […] des […] Fofie ein Krieg ausgebrochen sein. Es würde vollständig unmöglich gewesen sein, […] diese[n] zu erwerben, ja ihn nur zu sehen. Auch jetzt noch ist alle Vorsicht anzuwenden. […] Ersetzen läßt sich d[ies]er [...] nicht." (MVL 1906/41, Adam Mischlich) (MVL, Marlena Barnstorf-Brandes, 11.07.2023)
Kultureller Kontext
Ewe (Herstellung)
Reproduktion
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