Grunitzky, Harry

Fritz August Harry Grunitzky (1873-1912) war ein kolonialpolitisch engagierter Kaufmann, der vor allem in der Kolonie „Togoland“ von 1897 bis zu seinem Tod 1912 in Lomé wirkte. Im Deutschen Reich war er nicht verheiratet, in der Kolonie hatte er jedoch mit sechs indigenen Frauen elf Kinder:
- Ayoko aus Anécho, fünf Kinder: Maria (1900), Walter (1906), Pazian (1912) und ohne bekanntes Geburtsdatum: Eleck und Berta
- Hodjinga aus Kete Krachi, zwei Kinder: Dina (1903) und Félix (1905)
- Otodopé aus Eoué (Goldküste), ein Kind: Victoria Agnès (1905)
- Nadou aus Anécho, ein Kind: Paulina (1912)
- Dédé aus Lomé, ein Kind: Friedrich-Franz (1907)
- Sossimé aus Atakpamé, ein Kind: Nicolas (1913, zweiter Präsident von Togo 1963-1967)
Neben seiner Tätigkeit als Prokurist für das Hamburg Im- und Exportunternehmen „Boedecker & Meyer“ in Lomé betätigte sich Grunitzky als unabhängiger “Ethnographica-Sammler” für deutsche ethnografische Museen und reiste öfters durch die Kolonie. Es kann also davon ausgegangen werden, dass er stark vom deutschen Kolonialbesitz profitierte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit lag bei ihm ein Interesse vor, sich dort nicht nur materiell, sondern auch immateriell zu bereichern. Dies inkludiert zum einen die Erfolgsaussichten auf Geld und Einfluss in leitenden Positionen sowie Aufträge für die Vermittlung von Sammlungen an ethnologische Museen im Deutschen Reich.
Er war vorrangig in Lomé aktiv, aber um 1900 auch einmal wohnhaft in Quitta in der “Goldküstenkolonie”. Darüber hinaus wird er sich aber auch in anderen Gebieten der Kolonie Togo bewegt und aufgehalten haben, was nicht nur die Herkunftsorte der mit ihm in Beziehung stehenden Frauen darlegen, sondern auch in der Korrespondenz mit dem Museum in Leipzig vom 19. April 1911 deutlich wird. Diese besagt, dass er eine Reise durch das gesamte sogenannte „Schutzgebiet“ plante, auf der er weitere Objekte für ethnologische Museen beschaffen wollte. Generell war Grunitzky an der Akquirierung und Vermittlung von ethnografischen Konvoluten aus der Kolonie „Togoland“ an deutsche Museum beteiligt.
Ab 1907 war er zudem sog. außeramtliches Mitglied des Gouvernementrates in Lomé. Grunitzky war des weiteren Mitglied der Deutschen Togogesellschaft. 1910 wurde Grunitzky zusammen mit seinen beiden Arbeitgebern Karl Boedecker und Ernst Wilhelm Meyer Gründer der „Hotel-Aktien-Gesellschaft Lome“, bei der er auch einen Aufsichtsratsposten erhielt.
Zudem erstreckte sich sein koloniales Engagement auf die Metropole: 1911 berichtet eine Hamburger Tageszeitung über ihn als Teilnehmer und Mitglied des dort ansässigen „Afrika-Klubs“ während der Einweihung der neuen Vereinsräume im Sauernheimerhof (heute: Börsenbrücke 2A) in Hamburg. Weitere Profiteure des Kolonialsystems, die an der Feierlichkeit teilgenommen haben, waren der Vorsitzende und Leiter der Hauptfaktorei von „Randad & Stein“ in Longji (Kamerun) August Faasch, der ebenfalls in Kamerun tätige Unternehmer und Gründer von „Randad & Stein“ Heinrich Randad (1855-1938), der Direktor und der Prokurist der „Gesellschaft Süd-Kamerun“: Friedrich Wilhelm von Klitzing (1873-?) und Hans Schwonberg, Exporteur in Kribi (Kamerun) Emil Holtmann, Kaufmann Friedrich Wilhelm Heinrich Albert Liebau in Togo und der spätere Vizepräsident der Deutschen Kolonialgesellschaft Hermann Paasche (1851-1925).
Im Jahr 1911 wurden insgesamt 75 Objekte von Harry Grunitzky durch das GRASSI Museum angekauft wurden, von denen aktuell 26 als Kriegsverlust gelten. Im Jahr 1917, als er bereits verstorben war, erstand das Museum über den breit vernetzten “Ethnografika-Händler” Julius Konietzko (1886-1952) nochmals 203 Objekte von Harry Grunitzky, von denen jedoch 198 als Kriegsverlust gelten.

Toni Hanel

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Trommel (Kpesi) uns nicht bekannt | Hersteller aus Ton (rotbraun), einseitig bespannt mit Tierhaut, gedrehte Naturfaserschnüre (hellbraun), unterhalb kleiner Standring GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
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Köcher mit 40 Pfeilen uns nicht bekannt | Hersteller Köcher aus braunem Leder gefertigt, Trageband aus Naturfaser (blau, weiß), Pfeile mit Holzschaft und geschmiedeter Ei... GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
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Lègba uns nicht bekannt | Hersteller in einer Tonschüssel, steht ein Tonkegel, eine rohe menschliche Figur darstellend, Augen aus Kaurimuscheln GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
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